Wie kommt die Rakete ins All?

4 Sicht

Raketenantrieb basiert auf dem Rückstoßprinzip. Durch die Verbrennung von Treibstoff entsteht ein heißes Gas, das unter hohem Druck aus der Düse austritt. Diese nach unten gerichtete Kraft erzeugt einen gleichgroßen, aber entgegengesetzten Schub, der die Rakete in den Weltraum befördert.

Kommentar 0 mag

Der Weg ins All: Wie Raketen den Erdanziehungskräften entkommen

Der Start einer Rakete ist ein faszinierendes Schauspiel: Eine gewaltige Feuerfontäne, dröhnender Lärm und ein gewaltiger Aufschwung – alles in wenigen Sekunden. Doch hinter dieser scheinbaren Einfachheit steckt eine komplexe Physik, die es ermöglicht, die enorme Erdanziehungskraft zu überwinden und in den Weltraum vorzudringen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt im genial einfachen, aber hochwirksamen Prinzip des Rückstoßes.

Vergessen wir für einen Moment die imposante Größe und die hochentwickelte Technik einer modernen Trägerrakete. Stellen Sie sich stattdessen einen Luftballon vor, den Sie aufblasen und dann loslassen. Die Luft entweicht mit hoher Geschwindigkeit aus der Öffnung, und der Ballon bewegt sich in die entgegengesetzte Richtung. Genau dieses Prinzip, das actio = reactio (Kraft = Gegenkraft) nach Newton’s drittem Bewegungsgesetz, liegt dem Raketenantrieb zugrunde.

Im Kern einer Rakete befindet sich die Brennkammer, in der Treibstoff und Oxidator (meist flüssiger Sauerstoff) miteinander reagieren und eine extrem heiße, expandierende Gaswolke erzeugen. Dieser Prozess ist vergleichbar mit einer kontrollierten Explosion, jedoch mit entscheidenden Unterschieden: Die Verbrennung findet in einer geschlossenen Kammer statt und das entstandene Gas wird durch eine speziell geformte Düse gelenkt. Diese Düse beschleunigt das heiße Gas auf enorme Geschwindigkeiten, wodurch ein immenser Druck entsteht.

Dieser Druck wirkt in alle Richtungen, doch nur der Teil, der durch die Düse entweicht, erzeugt einen messbaren Schub. Die nach unten gerichtete Kraft des austretenden Gases erzeugt nach dem Rückstoßprinzip einen gleich großen, aber entgegengesetzten Schub nach oben – den Raketenschub. Dieser Schub muss größer sein als die Gewichtskraft der Rakete und den Luftwiderstand überwinden, um einen vertikalen Aufstieg zu ermöglichen.

Der Start einer Rakete ist jedoch keine kontinuierliche, gleichmäßige Beschleunigung. Die Treibstoffmenge, die in der Brennkammer verbrannt wird, ist begrenzt. Um die Erdanziehungskraft zu überwinden und die notwendige Geschwindigkeit für eine Erdumlaufbahn (etwa 28.000 km/h) zu erreichen, sind mehrere Stufen notwendig. Jede Stufe besteht aus einer eigenen Brennkammer, Treibstoffvorräten und einer Düse. Sobald der Treibstoff einer Stufe verbraucht ist, wird diese abgetrennt und die nächste Stufe zündet, um den Aufstieg fortzusetzen. Diese mehrstufige Konstruktion maximiert die Effizienz des Treibstoffverbrauchs und ermöglicht das Erreichen der benötigten Geschwindigkeit.

Die präzise Steuerung des Raketenfluges erfolgt durch kleine Steuerdüsen, die ebenfalls das Rückstoßprinzip nutzen, jedoch mit wesentlich geringerem Schub. Sie ermöglichen es, die Flugbahn der Rakete zu korrigieren und den Kurs zum Ziel, sei es eine Erdumlaufbahn oder ein weiter entfernter Himmelskörper, präzise einzustellen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Weg ins All auf dem genial einfachen, aber technisch hochkomplexen Prinzip des Rückstoßes basiert. Durch die kontrollierte Verbrennung von Treibstoff, die effiziente Düsenkonstruktion und die mehrstufige Architektur gelingt es Raketen, die immense Erdanziehungskraft zu überwinden und uns die Erkundung des Weltalls zu ermöglichen.