Sind alte Tomatensorten samenfest?

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Alte Tomatensorten sind Schätze vergangener Zeiten: Sorten, die über Generationen hinweg bewahrt wurden und sich durch Samenvermehrung treu bleiben. Ihre wahre Stärke liegt in der unübertroffenen Diversität von Aromen und Formen, die sie zu einer Bereicherung für jeden Garten und Teller machen und sich deutlich von standardisierten Züchtungen abheben.

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Samenfest – aber nicht immer: Die Wahrheit über alte Tomatensorten

Alte Tomatensorten, die oft mit nostalgischen Bildern von Bauerngärten und unverfälschtem Geschmack verbunden werden, üben eine besondere Faszination aus. Ihre vermeintliche Samenfestigkeit ist ein zentraler Aspekt dieser Romantik, doch die Realität ist etwas nuancierter.

Der Begriff “samenecht” oder “samenfest” bedeutet, dass die Nachkommen aus selbst gewonnenem Saatgut die Eigenschaften der Mutterpflanze weitgehend beibehalten. Dies ist ein entscheidender Unterschied zu F1-Hybriden, deren Nachkommen meist eine deutlich schwächere Ausprägung der gewünschten Eigenschaften zeigen und oft nicht mehr sortenecht sind. Im Idealfall sollte eine samenfeste Tomatensorte über Generationen hinweg in Bezug auf Fruchtform, -größe, -farbe und Geschmack konstant bleiben.

Doch auch bei alten Tomatensorten ist die Samenfestigkeit nicht absolut garantiert. Während viele tatsächlich über Jahrzehnte – ja sogar Jahrhunderte – ihre Eigenschaften bewahrt haben und somit als sehr samenfest gelten, gibt es Faktoren, die die Reinheit des Saatguts beeinträchtigen können:

  • Kreuzbestäubung: Tomaten sind zwar Selbstbestäuber, doch eine geringe Fremdbestäubung durch Insekten oder Wind ist möglich. Besonders in der Nähe anderer Tomatensorten kann es zu einer Vermischung des Erbguts kommen, was zu Variationen in den Folgegenerationen führt. Der Grad der Abweichung ist dabei variabel und kann von kaum wahrnehmbar bis hin zu deutlich veränderten Eigenschaften reichen.

  • Mutationen: Wie bei allen Lebewesen können auch bei Tomaten spontan Mutationen im Erbgut auftreten. Dies kann zu unerwarteten Veränderungen in Aussehen und Geschmack führen. Solche Mutationen sind zufällig und nicht vorhersehbar.

  • Selektion durch den Gärtner: Auch unbewusste Selektion durch den Gärtner beeinflusst die Samenfestigkeit. Wer beispielsweise bevorzugt die größten oder schönsten Früchte auswählt und nur von diesen das Saatgut gewinnt, beeinflusst die Eigenschaften der Nachkommen gezielt, auch wenn dies nicht immer explizit beabsichtigt ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Viele alte Tomatensorten sind in der Praxis sehr samenfest und liefern über Generationen hinweg zuverlässig ähnliche Pflanzen. Die absolute Garantie für eine hundertprozentige Übereinstimmung mit der Mutterpflanze besteht aber nicht. Die faszinierende Vielfalt alter Tomatensorten resultiert auch aus der natürlichen Variation, die durch Kreuzbestäubung und Mutationen entsteht – und diese Variationen tragen letztlich auch zu ihrem Reiz bei. Der Gärtner sollte daher die Möglichkeit von Abweichungen akzeptieren und diese vielleicht sogar als spannendes Experiment betrachten. Die Freude am Anbau und das einzigartige Aroma dieser alten Sorten bleiben davon unberührt.

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