Wie lange braucht heißes Wasser zum Desinfizieren?

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Die Abtötung von Mikroorganismen durch heißes Wasser, z.B. durch Auskochen, ist zeitabhängig. Für die Gruppen A und B benötigt man 3-5 Minuten Kochzeit. Doch die Methode ist nicht reproduzierbar und wird in der Medizin nicht mehr angewendet.
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Heißwasserdesinfektion: Ein kritischer Blick auf die Dauer und Wirksamkeit

Die Desinfektion von Gegenständen mittels heißem Wasser, insbesondere das bekannte “Auskochen,” ist eine seit langem praktizierte Methode, deren Wirksamkeit jedoch stark von verschiedenen Faktoren abhängt und in medizinischen Kontexten mittlerweile obsolet ist. Die oft zitierte Kochzeit von 3-5 Minuten zur Abtötung von Mikroorganismen bestimmter Gruppen (z.B. Gruppen A und B – ohne konkrete Spezifikation der Mikroorganismen bleibt diese Aussage vage) ist eine grobe Richtlinie und nicht reproduzierbar. Diese Unpräzision ist der Hauptgrund für die Ablehnung dieser Methode in professionellen Umgebungen.

Die entscheidenden Faktoren, die die benötigte Zeit zur effektiven Desinfektion mit heißem Wasser beeinflussen, sind vielfältig:

  • Temperatur: Die Abtötung von Mikroorganismen ist stark temperaturabhängig. Eine Temperatur von 100°C (kochendem Wasser) ist zwar effektiv, aber Abweichungen, selbst wenige Grad, können die benötigte Zeit erheblich verlängern oder die Desinfektion sogar gänzlich verhindern. Die genaue Temperatur des Wassers während des gesamten Desinfektionsprozesses muss konstant überwacht werden, was in der Praxis schwierig ist.

  • Art der Mikroorganismen: Verschiedene Mikroorganismen weisen unterschiedliche Thermotoleranzen auf. Sporenbildner, beispielsweise, sind deutlich resistenter gegen Hitze als vegetative Bakterienzellen. Die pauschale Aussage von 3-5 Minuten Kochzeit ignoriert diese entscheidenden Unterschiede. Eine effektive Desinfektion erfordert daher die Kenntnis der konkret zu bekämpfenden Mikroorganismen.

  • Wasserqualität: Verunreinigungen im Wasser können die Wärmeübertragung beeinflussen und die Desinfektionswirkung mindern.

  • Größe und Beschaffenheit der zu desinfizierenden Gegenstände: Große oder poröse Gegenstände benötigen aufgrund schlechterer Wärmeleitung länger, um die für eine effektive Desinfektion nötige Temperatur im Inneren zu erreichen.

  • Kontamination: Eine hohe anfängliche Keimzahl erfordert eine längere Einwirkzeit.

Die Unzuverlässigkeit der Methode liegt darin begründet, dass eine gleichmäßige und ausreichend lange Erhitzung aller Oberflächen schwer zu gewährleisten ist. Messungen der Temperatur im Inneren des zu desinfizierenden Objekts sind im Alltag kaum möglich. Daher besteht ein hohes Risiko, dass die Desinfektion unvollständig ist und ein Überleben von Mikroorganismen möglich bleibt.

Fazit: Während heißes Wasser unter idealen und kontrollierten Bedingungen zur Desinfektion beitragen kann, ist die Methode aufgrund ihrer mangelnden Reproduzierbarkeit und der Vielzahl ungeklärter Parameter für eine zuverlässige und sichere Desinfektion ungeeignet. In medizinischen und hygienisch kritischen Bereichen werden daher zuverlässigere Methoden wie Autoklavieren, Dampfsterilisation oder chemische Desinfektionsmittel eingesetzt. Die Angabe von 3-5 Minuten Kochzeit ist eine grobe Schätzung und kann zu einer unzureichenden Desinfektion führen mit potenziell gefährlichen Konsequenzen. Eine detaillierte Risikobewertung und die Auswahl einer validierten Desinfektionsmethode sind unabdingbar.