Welcher Blutwert zeigt eine Allergie an?

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Ein erhöhter Gesamt-IgE-Wert im Blutserum, insbesondere über 100 kU/l, deutet auf eine erhöhte Wahrscheinlichkeit einer allergischen Reaktion hin. Werte unter 20 kU/l sprechen dagegen eher gegen eine Allergie. Die Diagnose erfordert jedoch weitere Untersuchungen.

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Kein eindeutiger Allergie-Marker: Der Gesamt-IgE-Wert und seine Grenzen

Allergien sind weit verbreitet und äußern sich in vielfältigen Symptomen. Die Suche nach einem eindeutigen Blutwert, der eine Allergie zweifelsfrei beweist, gestaltet sich jedoch schwierig. Ein häufig untersuchter Wert ist der Gesamt-IgE-Spiegel im Blutserum, doch seine Aussagekraft ist limitiert und darf nicht isoliert betrachtet werden.

Der Immunglobulin E (IgE)-Antikörper spielt eine zentrale Rolle bei allergischen Reaktionen vom Typ I (Soforttyp-Reaktionen). Er bindet an Mastzellen und basophile Granulozyten und löst bei erneutem Kontakt mit dem Allergen (z.B. Pollen, Nahrungsmittel) die Freisetzung von Histamin und anderen Mediatoren aus, welche die typischen allergischen Symptome wie Juckreiz, Hautausschlag, Atemnot oder Schwellungen verursachen. Ein erhöhter Gesamt-IgE-Wert, der oft als Grenzwert über 100 kU/l angegeben wird, legt nahe, dass das Immunsystem vermehrt IgE produziert. Dies kann ein Hinweis auf eine allergische Erkrankung sein. Werte unter 20 kU/l sprechen eher gegen eine signifikante IgE-vermittelte Allergie.

Die Crux: Ein erhöhter Gesamt-IgE-Wert ist kein definitiver Beweis für eine Allergie. Er ist ein unspezifischer Marker, denn erhöhte IgE-Werte finden sich auch bei:

  • Parasitosen: Wurminfektionen führen oft zu einem deutlich erhöhten Gesamt-IgE-Wert.
  • Autoimmunerkrankungen: Bei einigen Autoimmunerkrankungen wie atopischer Dermatitis (Neurodermitis) kann der IgE-Wert ebenfalls erhöht sein.
  • Atopische Erkrankungen ohne spezifische Allergie: Manche Personen weisen einen erhöhten Gesamt-IgE-Wert auf, ohne klinisch relevante Allergien zu entwickeln.
  • Angeborene Immundefekte: Besondere Immundefekte können zu einer IgE-Dysregulation führen.

Ein isolierter Blick auf den Gesamt-IgE-Wert reicht daher zur Diagnose einer Allergie nicht aus. Um eine Allergie zu bestätigen oder auszuschließen, sind weitere Untersuchungen unabdingbar, darunter:

  • Spezifische IgE-Tests: Diese Tests untersuchen die IgE-Antikörper gegen bestimmte Allergene (z.B. Hausstaubmilben, Gräserpollen, Erdnüsse). Ein positives Ergebnis deutet auf eine Sensibilisierung gegen das jeweilige Allergen hin.
  • Hauttests (Prick-Test, Intradermaltest): Diese Tests erlauben die schnelle und direkte Bestimmung der Reaktion der Haut auf verschiedene Allergene.
  • Anamnese und klinische Untersuchung: Eine ausführliche Befragung des Patienten zu seinen Symptomen und deren zeitlichem Zusammenhang mit möglichen Allergenen ist essenziell.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Gesamt-IgE-Wert kann ein Hinweis auf eine mögliche allergische Erkrankung sein, er ist aber kein alleiniges Diagnosekriterium. Eine umfassende Diagnostik, die spezifische IgE-Tests, Hauttests und die klinische Bewertung einschließt, ist unerlässlich, um eine zuverlässige Diagnose zu stellen. Nur so kann eine adäquate Therapie eingeleitet werden.