Welche Blutwerte zeigen eine Übersäuerung an?
Übersäuerung des Körpers: Was Blutwerte wirklich verraten
Die Behauptung, der Körper sei „übersäuert“, geistert häufig durch die Medien und wird oft mit diversen Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht. Doch was bedeutet Übersäuerung tatsächlich, und welche Blutwerte geben Aufschluss darüber? Die Aussage „übersäuert“ ist im medizinischen Kontext irreführend und bedarf einer präzisen Klärung. Unser Körper verfügt über hochentwickelte Regulationsmechanismen, um den Säure-Basen-Haushalt konstant zu halten. Eine tatsächliche, klinisch relevante Übersäuerung, also eine Azidose, ist ein ernst zu nehmender medizinischer Zustand.
Der Blut-pH-Wert: Der entscheidende Indikator
Der entscheidende Parameter zur Beurteilung des Säure-Basen-Haushaltes ist der Blut-pH-Wert. Dieser Wert misst die Konzentration von Wasserstoffionen (H+) im Blut und gibt somit Auskunft über dessen Säuregrad. Ein gesunder Mensch weist einen Blut-pH-Wert zwischen 7,35 und 7,45 auf. Dieser eng begrenzte Bereich ist essentiell für das reibungslose Funktionieren aller Körperfunktionen. Geringe Schwankungen innerhalb dieser Spanne sind physiologisch normal und werden durch die Puffersysteme des Körpers kompensiert.
Azidose und Alkalose: Gefährliche Abweichungen vom Normalwert
Eine Azidose, also eine Übersäuerung des Blutes, liegt vor, wenn der pH-Wert unter 7,35 fällt. Dies ist ein ernsthafter Zustand, der verschiedene Ursachen haben kann, darunter:
- Metabolische Azidose: Hier liegt eine erhöhte Konzentration von Säuren im Blut vor, beispielsweise durch Nierenversagen, Diabetes mellitus (ketoazidotische Krise) oder schwere Durchfälle.
- Respiratorische Azidose: Eine unzureichende Ausatmung von Kohlendioxid (CO2), beispielsweise durch Lungenkrankheiten oder Atemdepression, führt zu einem Anstieg des CO2-Partialdrucks im Blut und somit zu einer Azidose.
Im Gegensatz dazu liegt eine Alkalose vor, wenn der pH-Wert über 7,45 steigt. Auch dies ist ein pathologischer Zustand, der meist durch übermäßige Atmung (Hyperventilation), Erbrechen oder die Einnahme bestimmter Medikamente verursacht wird.
Welche Blutwerte werden zur Diagnostik herangezogen?
Eine reine Betrachtung des pH-Wertes reicht zur Diagnose nicht aus. Eine umfassende Beurteilung des Säure-Basen-Haushaltes erfordert eine Blutgasanalyse. Diese Untersuchung liefert neben dem pH-Wert weitere wichtige Informationen:
- Partialdruck des Kohlendioxids (pCO2): Ein Indikator für die respiratorische Komponente des Säure-Basen-Haushaltes.
- Bicarbonatkonzentration (HCO3-): Ein wichtiger Puffer im Blut, der die metabolische Komponente widerspiegelt.
- Basenüberschuss (BE): Ein Maß für die gesamte Basen- oder Säuremenge im Blut.
- Sauerstoffsättigung (SaO2): Zeigt den Anteil des mit Sauerstoff beladenen Hämoglobins an.
Nur die Kombination dieser Werte erlaubt eine differenzierte Diagnose und die Identifizierung der Ursache einer Azidose oder Alkalose. Ein einfacher pH-Wert aus einem Urin- oder Speicheltest gibt keine zuverlässigen Informationen über den Blut-pH-Wert und ist daher für die Diagnostik ungeeignet.
Fazit:
Die Aussage „übersäuert zu sein“ ist ohne die Betrachtung der genauen Blutwerte irreführend. Eine tatsächliche Azidose ist ein medizinischer Notfall, der eine sofortige ärztliche Behandlung erfordert. Nur eine umfassende Blutgasanalyse kann die genaue Diagnose und die Ursache einer Störung des Säure-Basen-Haushaltes liefern. Selbstdurchgeführte Tests und Interpretationen von Online-Informationen sind hier unangebracht und potenziell gefährlich.
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