Warum stört blaues Licht den Schlaf?

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Blaues Licht unterdrückt die Melatoninproduktion, da es dem Körper ein Tag-Signal sendet. Dadurch bleibt das Gehirn aktiv und erschwert den Einschlafprozess, indem es die Entspannung verzögert.

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Das blaue Licht-Paradox: Warum der digitale Sonnenuntergang unseren Schlaf stört

Unser modernes Leben ist geprägt von künstlichem Licht. Smartphones, Tablets, Laptops – sie alle strahlen Licht aus, und ein erheblicher Teil davon liegt im blauen Spektrum. Während dieses Licht tagsüber unsere Wachsamkeit und Leistungsfähigkeit fördert, entpuppt es sich abends als heimtückischer Schlafstörer. Doch warum genau stört blaues Licht unseren Schlaf so massiv? Die Antwort liegt in der komplexen Interaktion zwischen Licht, unserem biologischen Uhrwerk und der Melatoninproduktion.

Der Schlüssel zum Verständnis liegt in unserer inneren Uhr, dem sogenannten zirkadianen Rhythmus. Dieser Rhythmus reguliert zahlreiche physiologische Prozesse, darunter auch den Schlaf-Wach-Zyklus. Ein zentraler Bestandteil dieses Systems ist das Hormon Melatonin, das die Müdigkeit fördert und den Schlaf einleitet. Die Produktion von Melatonin wird durch Dunkelheit angeregt und durch Licht gehemmt – und hier kommt das blaue Licht ins Spiel.

Blaues Licht, im Vergleich zu anderen Lichtwellenlängen, besitzt eine höhere Energie und wirkt besonders stark auf die lichtempfindlichen Zellen in unserer Netzhaut, die sogenannten intrinsisch photosensitiven retinalen Ganglienzellen (ipRGCs). Diese Zellen sind nicht nur an unserem Sehen beteiligt, sondern senden auch Signale an den suprachiasmatischen Nucleus (SCN) im Hypothalamus, unser zentrales Steuerzentrum für den circadianen Rhythmus. Die Stimulation der ipRGCs durch blaues Licht signalisiert dem SCN, dass es Tag ist, wodurch die Melatoninproduktion unterdrückt wird.

Die Folge: Auch wenn wir abends müde sind, bleibt unser Gehirn durch den niedrigen Melatoninspiegel länger aktiv. Die Erholungsphase, die unser Körper für die Regeneration benötigt, wird gestört. Die Einschlafzeit verlängert sich, die Schlafdauer verkürzt sich, und die Schlafqualität leidet. Wir wachen häufiger auf, fühlen uns morgens unausgeschlafen und klagen über Konzentrationsstörungen und verminderte Leistungsfähigkeit am Tag. Dieser Effekt ist besonders stark ausgeprägt, wenn wir kurz vor dem Schlafengehen noch intensiv Bildschirme nutzen.

Es geht nicht nur um die Intensität des blauen Lichts, sondern auch um den Zeitpunkt der Exposition. Je näher die Lichtquelle dem Schlafengehen liegt, desto stärker ist die Störung des circadianen Rhythmus. Auch die individuelle Empfindlichkeit spielt eine Rolle. Einige Menschen reagieren stärker auf blaues Licht als andere.

Daher ist es ratsam, den Gebrauch von elektronischen Geräten mit blauem Lichtanteil in den Abendstunden zu reduzieren oder spezielle Blaulichtfilter zu verwenden. Diese Filter reduzieren den Anteil des blauen Lichts, der auf unsere Augen trifft, und können so die Melatoninproduktion unterstützen und den Schlaf verbessern. Ein bewusster Umgang mit künstlichem Licht am Abend ist also ein wichtiger Schritt zu einem gesunden und erholsamen Schlaf. Das digitale Sonnenuntergangsritual sollte nicht auf Kosten unserer Nachtruhe gehen.