Ist CEA ein zuverlässiger Tumormarker?

5 Sicht

CEA dient nicht der Krebsfrüherkennung. Erhöhte Werte weisen zwar oft auf Tumorerkrankungen hin, ein normaler CEA-Wert schließt diese jedoch nicht aus. Die Aussagekraft ist somit begrenzt und eine Diagnose erfordert weitere Untersuchungen.

Kommentar 0 mag

CEA: Ein zuverlässiger Tumormarker? – Eine kritische Betrachtung

Das Carcinoembryonale Antigen (CEA) ist ein Glykoprotein, das im Blut nachgewiesen werden kann und oft im Zusammenhang mit Krebs diskutiert wird. Doch die Frage, ob CEA ein zuverlässiger Tumormarker ist, lässt sich nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten. Die Realität ist komplexer und erfordert ein differenziertes Verständnis seiner Anwendung und Limitationen.

Der weitverbreitete Irrglaube, CEA diene der Krebsfrüherkennung, muss zunächst ausgeräumt werden. Dies ist falsch. Ein erhöhter CEA-Wert kann zwar auf das Vorliegen einer bösartigen Erkrankung, insbesondere im Gastrointestinaltrakt, in der Lunge oder in der Brust hinweisen, aber ein normaler Wert schließt Krebs keinesfalls aus. Viele Faktoren beeinflussen den CEA-Spiegel, darunter auch gutartige Erkrankungen wie Entzündungen, Infektionen oder Lebererkrankungen. Sogar Rauchen kann den CEA-Wert erhöhen.

Die Aussagekraft eines CEA-Tests ist daher begrenzt und stark kontextabhängig. Ein erhöhter CEA-Wert stellt lediglich einen Hinweis auf eine mögliche Erkrankung dar und löst niemals allein eine Diagnose aus. Er dient vielmehr als Ergänzung zu anderen diagnostischen Verfahren wie bildgebenden Untersuchungen (CT, MRT, PET-CT), Gewebebiopsien und klinischer Untersuchung. Seine Hauptanwendungsgebiete liegen in der:

  • Überwachung des Therapieerfolgs: Bei Patienten mit bekanntem Kolon- oder Rektumkarzinom kann die CEA-Bestimmung die Wirksamkeit der Therapie und das mögliche Auftreten von Rezidiven (Wiederauftreten der Erkrankung) überwachen. Ein Anstieg des CEA-Wertes nach abgeschlossener Therapie kann ein Alarmsignal sein und weitere Untersuchungen notwendig machen.
  • Prognoseabschätzung: Der CEA-Spiegel kann in Verbindung mit anderen Faktoren zur Einschätzung der Prognose bei bereits diagnostizierten Krebserkrankungen beitragen. Ein hoher CEA-Wert kann auf ein aggressiveres Tumorwachstum hindeuten.

Es ist jedoch entscheidend zu betonen, dass der CEA-Wert allein keine Aussage über die Art, das Stadium oder die Lokalisation des Tumors zulässt. Ein falsch positiver Befund (erhöhter CEA-Wert ohne Krebs) führt zu unnötiger Angst und weiteren, oft invasiven Untersuchungen. Ein falsch negativer Befund (normaler CEA-Wert trotz Krebs) kann hingegen zu einer verzögerten Diagnose führen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: CEA ist kein zuverlässiger Tumormarker im Sinne einer alleinstehenden Diagnosemethode. Seine Bedeutung liegt in der ergänzenden Anwendung im Rahmen einer umfassenden Diagnostik und Therapieüberwachung bei bereits bekannten Tumorerkrankungen, vor allem im Gastrointestinaltrakt. Eine alleinige CEA-Bestimmung zur Krebsfrüherkennung ist sinnlos und irreführend. Die Interpretation der Ergebnisse sollte stets im Kontext des gesamten klinischen Bildes erfolgen und von einem Arzt durchgeführt werden.