Was ist der heißeste Stoff der Welt?

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Bei der chemischen Reaktion zwischen Dicyanoethin und Ozon unter erhöhtem Druck entsteht eine Flamme mit einer Temperatur von rund 6.000 °C. Dies ist die höchste bisher durch eine chemische Reaktion erzielte Temperatur.

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Die Suche nach dem heißesten Stoff der Welt führt uns nicht zu glühenden Lavaströmen oder dem Inneren der Sonne, sondern in die Welt der Chemie. Während extreme Temperaturen in der Natur vorkommen, können durch gezielte chemische Reaktionen noch höhere Hitzegrade erzeugt werden. Ein Beispiel dafür ist die Reaktion von Dicyanoethin (auch bekannt als Kohlenstoffsubnitrid oder Butindinitril) mit Ozon.

Dicyanoethin (C₄N₂) ist eine farblose Flüssigkeit mit einer linearen Molekülstruktur. Bei der Reaktion mit Ozon (O₃) unter erhöhtem Druck entsteht eine extrem heiße Flamme. Diese Reaktion setzt eine enorme Energiemenge frei, wodurch Temperaturen von etwa 6.000 °C erreicht werden. Das ist heißer als die Oberfläche der Sonne, die “nur” rund 5.500 °C misst.

Die ausserordentlich hohe Temperatur dieser Reaktion ist auf die Bildung von Kohlenmonoxid (CO) und Stickstoffmonoxid (NO) zurückzuführen. Beide Moleküle besitzen sehr starke Dreifachbindungen. Die Bildung dieser stabilen Bindungen setzt eine grosse Menge an Energie frei, die sich in Form von Hitze manifestiert. Der erhöhte Druck begünstigt die Reaktion und trägt zur extremen Temperatur bei.

Es ist wichtig zu betonen, dass diese 6.000 °C die höchste, durch eine chemische Reaktion erreichte Temperatur darstellen. Im Gegensatz dazu können durch physikalische Prozesse, wie z.B. in Fusionsreaktoren, noch deutlich höhere Temperaturen erzeugt werden, die Millionen von Grad Celsius erreichen.

Die Erzeugung solch hoher Temperaturen durch chemische Reaktionen ist nicht nur ein faszinierendes Phänomen, sondern auch von wissenschaftlichem Interesse. Die Forschung auf diesem Gebiet könnte zu neuen Erkenntnissen in der Materialwissenschaft und Energiegewinnung führen. Dennoch ist der Umgang mit solch extremen Temperaturen eine Herausforderung und erfordert spezielle Sicherheitsvorkehrungen. Die Reaktion von Dicyanoethin mit Ozon ist daher primär Gegenstand der Grundlagenforschung und findet keine Anwendung in alltäglichen Prozessen.