Warum fahren keine Kreuzfahrtschiffe durch den Suezkanal?

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Kreuzfahrtschiffe fahren zwar durch den Suezkanal, aber wegen seiner geringen Breite und seiner starken Strömung ist die Durchfahrt für große Schiffe eine Herausforderung. Die zulässige Schiffsbreite für den Kanal beträgt 77,5 Meter, während die Breite moderner Kreuzfahrtschiffe bis zu 60 Meter erreichen kann. Die engen Kurven und der starke Schiffsverkehr im Kanal erfordern zudem eine sorgfältige Navigation, um Unfälle zu vermeiden.
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Enge Passage, großes Risiko: Warum der Suezkanal für Kreuzfahrtschiffe eine Herausforderung darstellt

Der Suezkanal, die Lebensader des globalen Seehandels, verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und verkürzt die Reise zwischen Europa und Asien erheblich. Während gigantische Containerschiffe und Tanker den Kanal regelmäßig passieren, stellt er für Kreuzfahrtschiffe, trotz ihrer scheinbar geringeren Größe im Vergleich zu diesen Giganten, eine besondere Herausforderung dar. Es geht nicht nur um die schiere Größe, sondern um ein komplexes Zusammenspiel von Faktoren, die die Passage zu einem nervenaufreibenden Manöver machen.

Die oft zitierte maximale Schiffsbreite von 77,5 Metern für den Suezkanal ist zwar korrekt, verschleiert aber die tatsächlichen Schwierigkeiten. Moderne Kreuzfahrtschiffe mögen zwar nur bis zu 60 Meter breit sein, doch dieser Wert bezieht sich lediglich auf den Rumpf. Berücksichtigt man Aufbauten, Balkone und andere seitlich hinausragende Elemente, verringert sich der Spielraum drastisch. Bei einer Kanalbreite von effektiv nutzbaren etwa 200 Metern im südlichen Abschnitt und teilweise deutlich weniger im nördlichen Teil, bleibt nur wenig Platz für Fehler. Hinzu kommt der Sog und die Turbulenzen, die durch die vorbeifahrenden Schiffe, insbesondere die massiven Containerschiffe, verursacht werden. Diese können ein Kreuzfahrtschiff, dessen Schwerpunkt höher liegt, gefährlich nahe an die Ufer treiben.

Die starken Strömungen im Kanal, die durch Gezeiten und Wind beeinflusst werden, erschweren die Navigation zusätzlich. Ein erfahrener Lotse ist für die Durchfahrt obligatorisch, und selbst mit dessen Expertise erfordert die Passage höchste Konzentration und präzise Manöver. Die engen Kurven des Kanals, insbesondere im Bittersee-Bereich, lassen wenig Raum für Korrekturen. Ein kleiner Navigationsfehler kann schwerwiegende Folgen haben.

Ein weiterer Faktor ist die hohe Verkehrsdichte im Suezkanal. Hunderte von Schiffen passieren den Kanal täglich, was zu langen Wartezeiten und einem erhöhten Kollisionsrisiko führen kann. Für ein Kreuzfahrtschiff mit tausenden Passagieren an Bord ist ein Unfall im Kanal ein Albtraum-Szenario. Die Evakuierung eines solchen Schiffes im engen Kanal wäre logistisch extrem schwierig und könnte zu erheblichen Verzögerungen und Kosten führen.

Die Kosten für die Kanalpassage sind ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Die Gebühren richten sich nach der Größe und Art des Schiffes und können für Kreuzfahrtschiffe beträchtlich sein. In Anbetracht der Herausforderungen und Risiken der Passage wägen Reedereien sorgfältig ab, ob die Zeitersparnis die Kosten und das Risiko rechtfertigen. Oftmals sind alternative Routen, die zwar länger dauern, aber sicherer und kostengünstiger sind, die bessere Wahl.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Passage des Suezkanals für Kreuzfahrtschiffe zwar möglich, aber aufgrund der engen Verhältnisse, der starken Strömungen, der hohen Verkehrsdichte und der damit verbundenen Risiken eine anspruchsvolle und kostspielige Angelegenheit ist. Die Entscheidung, den Kanal zu durchfahren, wird von den Reedereien sorgfältig abgewogen und hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Größe des Schiffes, die Reiseroute und die Kosten-Nutzen-Analyse. Oftmals bietet eine alternative Route, trotz längerer Reisezeit, ein besseres Verhältnis von Sicherheit, Komfort und Kosten.

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