Wie funktioniert ein Siphon?

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Ein Siphon verhindert Gerüche und Gase aus dem Abwasser. Das Prinzip beruht auf dem Druckunterschied zwischen dem Abfluss und dem Wasser im Siphon-Rohr. Eine U-förmige Konstruktion hält Wasser zurück und dichtet das System ab. Jeder Ablauf ersetzt das Wasser im Rohr.
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Das Geheimnis des Siphons: Mehr als nur ein gebogenes Rohr

Der Siphon, unscheinbar in unseren Abflüssen versteckt, leistet einen unauffälligen, aber essenziellen Dienst: Er verhindert das Austreten unangenehmer Gerüche und gefährlicher Gase aus dem Abwassersystem in unsere Wohnräume. Doch wie funktioniert dieses scheinbar einfache Gebilde eigentlich? Die Antwort liegt in einem faszinierenden Zusammenspiel von Druck, Gravitation und Oberflächenspannung.

Im Gegensatz zum verbreiteten Verständnis, dass ein Siphon nur durch das darin stehende Wasser abdichtet, ist das Prinzip deutlich komplexer. Das im Siphonrohr stehende Wasser bildet zwar eine wichtige, aber nicht die alleinige Barriere. Die eigentliche Funktion beruht auf einem Druckunterschied.

Stellen Sie sich das U-förmige Rohr vor: In einem Schenkel befindet sich der Abfluss, der mit dem Abwassersystem verbunden ist, im anderen der Auslauf in den Raum. Der entscheidende Punkt ist der unterschiedliche Druck in beiden Schenkeln. Im Abwassersystem herrscht ein geringerer Druck als in der Umgebungsluft. Dieser Unterdruck entsteht durch die Abwasserströmung und die teilweise evakuierende Wirkung des Abwassersystems selbst. Das im Siphon befindliche Wasser wird durch die atmosphärische Druckdifferenz an Ort und Stelle gehalten. Es fungiert als Druckausgleich.

Es ist nicht einfach das Gewicht des Wassers, das den Geruchsschluss gewährleistet, sondern die Kombination aus Wasserdruck und dem höheren Umgebungsdruck. Wäre nur das Gewicht des Wassers entscheidend, könnte man den Siphon leicht durch einen kräftigen Luftstoß entleeren. Der Umgebungsdruck hält das Wasser im Siphon, bis ein bestimmtes Druckverhältnis erreicht ist.

Die Oberflächenspannung des Wassers spielt ebenfalls eine Rolle. Sie trägt dazu bei, dass das Wasser im Siphonrohr nicht sofort abfließt, selbst bei kleinen Neigungen. Dies verstärkt die Abdichtung zusätzlich.

Beim Ablassen von Wasser wird das Siphon zunächst teilweise geleert. Der Luftdruck im Abfluss wirkt dann auf die Wassersäule und drückt diese nach unten. Ein Sog entsteht, der das restliche Wasser mitzieht. Jedoch wird der Siphon durch den nachfließenden Wasserstrom aus dem Abwassersystem in der Regel sofort wieder mit Wasser gefüllt, wodurch der Geruchsschutz wiederhergestellt wird. Nur wenn der Wasserstrom unterbrochen ist und der Siphon vollständig entleert wird, ist er “durchbrochen” und muss durch Nachfüllen von Wasser wieder in Betrieb genommen werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Siphon ist ein raffiniertes System, das nicht nur durch das darin stehende Wasser, sondern durch ein komplexes Zusammenspiel von Druckunterschieden, Gravitation und Oberflächenspannung Gerüche und Gase aus dem Abwasser zuverlässig fernhält. Sein unscheinbares Wirken ist unerlässlich für unser Wohlbefinden und unsere Hygiene.