Was kocht schneller, Wasser mit oder ohne Salz?

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Wasser ohne Salz kocht schneller. Gelöstes Salz erhöht den Siedepunkt des Wassers minimal, verursacht aber gleichzeitig eine geringere Wärmekapazität. Die geringere Wärmekapazität bedeutet zwar, dass Salzwasser schneller erwärmt, der höhere Siedepunkt erfordert aber insgesamt mehr Energie, wodurch der Effekt aufgehoben wird und das Salzwasser letztendlich etwas langsamer kocht.
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Das ewige Rätsel: Kocht Wasser mit oder ohne Salz schneller?

Die Frage, ob Wasser mit oder ohne Salz schneller kocht, spaltet die Küchengeister. Oma schwört auf Salz, um den Kochprozess zu beschleunigen, während andere vehement das Gegenteil behaupten. Doch was steckt wirklich hinter diesem Kochmythos? Die Antwort ist überraschend einfach: Wasser ohne Salz kocht schneller.

Die Begründung liegt in der Physik und Chemie des Kochvorgangs. Reines Wasser hat einen Siedepunkt von 100 Grad Celsius auf Meereshöhe. Salz, genauer gesagt Natriumchlorid (NaCl), ist eine ionische Verbindung, die sich in Wasser löst. Beim Auflösen von Salz in Wasser entstehen Natrium- und Chlorid-Ionen, die sich frei bewegen können.

Dieser Prozess führt zu zwei Effekten:

  1. Erhöhung des Siedepunkts: Gelöste Stoffe, wie Salz, erhöhen den Siedepunkt des Wassers. Dieser Effekt wird als Siedepunktserhöhung bezeichnet und ist eine kolligative Eigenschaft, d.h. sie hängt nur von der Anzahl der gelösten Teilchen, nicht aber von deren Art ab. Das bedeutet, dass Salzwasser nicht bei 100 Grad Celsius, sondern bei einer etwas höheren Temperatur siedet. Diese Erhöhung ist jedoch minimal. Um den Siedepunkt von einem Liter Wasser um ein Grad Celsius zu erhöhen, müsste man etwa 58 Gramm Salz hinzufügen – eine Menge, die in der Küche selten verwendet wird.

  2. Verringerung der Wärmekapazität: Die Wärmekapazität ist die Energiemenge, die benötigt wird, um die Temperatur einer bestimmten Stoffmenge um ein Grad Celsius zu erhöhen. Salzwasser hat eine geringere Wärmekapazität als reines Wasser. Das bedeutet, dass Salzwasser theoretisch schneller erwärmt wird als reines Wasser.

Warum kocht Salzwasser trotzdem langsamer?

Obwohl Salzwasser schneller erwärmt wird, muss es auch eine höhere Temperatur erreichen, um zu kochen. Die Erhöhung des Siedepunkts überwiegt den Effekt der geringeren Wärmekapazität. Das bedeutet, dass insgesamt mehr Energie benötigt wird, um Salzwasser zum Kochen zu bringen.

Die Praxis in der Küche:

In der Realität ist der Unterschied in der Kochzeit zwischen gesalzenem und ungesalzenem Wasser so gering, dass er kaum messbar ist und im Alltag keine praktische Relevanz hat. Die Zugabe von Salz hat primär einen anderen Zweck: Es würzt das Wasser und damit die darin gekochten Speisen, wie Nudeln oder Kartoffeln.

Fazit:

Wasser ohne Salz kocht minimal schneller. Die Erhöhung des Siedepunkts durch das Salz überwiegt den Effekt der geringeren Wärmekapazität. In der Praxis ist dieser Unterschied jedoch vernachlässigbar. Die Zugabe von Salz dient primär der Würzung der Speisen. Konzentriere dich also lieber auf die richtige Salzmenge für den Geschmack und weniger darauf, die Kochzeit um ein paar Sekunden zu verkürzen. Der Mythos des schneller kochenden Salzwassers hält sich hartnäckig, doch die wissenschaftliche Erklärung widerlegt ihn eindeutig.