Wie kocht Wasser schneller mit oder ohne Salz?

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Salz beeinflusst die Siedetemperatur von Wasser nur minimal, erhöht sie um wenige Bruchteile eines Grades. Ein merklicher Unterschied in der Kochzeit ist daher unwahrscheinlich. Die tatsächliche Kochzeit hängt stärker von Faktoren wie der Herdplatte, der Wassermenge und dem verwendeten Topf ab. Salz beschleunigt das Kochen also nicht messbar.
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Der Salzkorn-Mythos: Kocht Wasser mit Salz wirklich schneller?

Generationen von Köchen schwören darauf: Eine Prise Salz im Kochwasser beschleunigt den Prozess. Doch hält dieser Küchentrick, was er verspricht? Die kurze Antwort lautet: Nein. Die etwas längere Antwort erfordert einen Blick auf die Physik des Kochens.

Der weitverbreitete Glaube, dass Salzwasser schneller kocht, basiert auf einem Missverständnis der thermodynamischen Prozesse beim Erhitzen von Wasser. Zwar beeinflusst Salz die Siedetemperatur, doch der Effekt ist so minimal, dass er im Alltag keine praktische Relevanz hat. Die Zugabe von Salz erhöht den Siedepunkt von Wasser tatsächlich, wenn auch nur um Bruchteile eines Grades Celsius. Um einen Liter Wasser um ein Grad Celsius höher zum Sieden zu bringen, benötigt man etwa 20 Gramm Salz. In der üblichen Kochpraxis werden jedoch deutlich geringere Mengen verwendet, die den Siedepunkt nur unwesentlich verändern.

Stellen Sie sich vor, Sie möchten Nudeln kochen. Sie geben einen Teelöffel Salz ins Wasser. Diese geringe Salzmenge erhöht den Siedepunkt des Wassers um weniger als 0,1 Grad Celsius. Dieser Unterschied ist so gering, dass er mit herkömmlichen Küchenthermometern kaum messbar ist und die Kochzeit nicht merklich beeinflusst. Im Gegenteil: Da Salzwasser einen minimal höheren Siedepunkt hat, könnte man argumentieren, dass es sogar etwas länger braucht, um zu kochen. Dieser Effekt ist jedoch so marginal, dass er in der Praxis keine Rolle spielt.

Was die Kochzeit tatsächlich beeinflusst, sind andere Faktoren, die deutlich stärker ins Gewicht fallen:

  • Die Leistung der Herdplatte: Eine leistungsstarke Induktionsherdplatte erhitzt Wasser wesentlich schneller als eine alte Elektroplatte.
  • Die Wassermenge: Ein Liter Wasser kocht schneller als fünf Liter. Je größer die Wassermenge, desto mehr Energie wird benötigt, um sie zum Sieden zu bringen.
  • Das Material und die Form des Topfes: Ein Kupfertopf mit dickem Boden leitet die Wärme besser als ein dünner Edelstahltopf. Auch die Form des Topfes spielt eine Rolle. Ein breiter Topf mit großer Oberfläche ermöglicht eine schnellere Wärmeübertragung.
  • Der Deckel: Ein Deckel auf dem Topf reduziert den Wärmeverlust und beschleunigt das Kochen.

Der Mythos vom schneller kochenden Salzwasser hält sich vermutlich hartnäckig, weil das Salz andere positive Effekte hat. Es verbessert den Geschmack von Nudeln und Gemüse, indem es deren Zellwände durchlässiger macht und so die Aromastoffe freisetzt. Zudem verhindert es das Schäumen von Hülsenfrüchten und Kartoffeln. Diese Effekte werden fälschlicherweise mit einer verkürzten Kochzeit in Verbindung gebracht.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Salz beeinflusst die Kochzeit von Wasser nicht messbar. Der vermeintliche Effekt ist so gering, dass er im Alltag keine Rolle spielt. Die Zugabe von Salz dient primär der Geschmacksverbesserung und hat keinen Einfluss auf die Geschwindigkeit des Kochvorgangs. Konzentrieren Sie sich stattdessen auf die Wahl des richtigen Topfes, die passende Herdplatte und die optimale Wassermenge – das bringt deutlich mehr als eine Prise Salz. Der Salzkorn-Mythos kann also getrost ins Reich der Küchenlegenden verbannt werden.