Welche Sturzrisikofaktoren gibt es?

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Sturzgefahr lauert oft im Verborgenen: Schwache Muskeln und Gleichgewichtsstörungen, gepaart mit veränderter Körperhaltung und unsicherem Gang, erhöhen das Risiko. Riskante Aktionen wie das Klettern auf Möbel trotz Gleichgewichtsproblemen sind besonders gefährlich. Sehbeeinträchtigungen sowie Alkohol- oder Drogenkonsum verstärken die Anfälligkeit für Stürze zusätzlich.

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Stolperfallen des Alters: Die unterschätzten Sturzrisikofaktoren im Detail

Stürze sind nicht nur ein lästiges Ärgernis, sondern stellen insbesondere für ältere Menschen eine ernste Gefahr dar. Bruchverletzungen, insbesondere Hüftfrakturen, können zu dauerhaften Einschränkungen der Mobilität und Lebensqualität führen, bis hin zu erhöhter Mortalität. Daher ist es wichtig, die vielfältigen Risikofaktoren für Stürze zu kennen und proaktiv entgegenzuwirken. Die vermeintlich banalen Ursachen verbergen oft ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren.

1. Intrinsike Faktoren (körperliche Voraussetzungen):

  • Muskelschwäche und Sarcopenie: Der altersbedingte Verlust an Muskelmasse und -kraft (Sarcopenie) ist ein Hauptfaktor. Schwache Beinmuskulatur beeinträchtigt die Stabilität und das Gleichgewicht erheblich. Auch eine reduzierte Kraft in der Rumpfmuskulatur, die den Körper aufrecht hält, erhöht das Sturzrisiko.

  • Gleichgewichtsstörungen: Das Gleichgewichtssystem, bestehend aus Augen, Innenohr und propriozeptiven Rezeptoren (Gelenk- und Muskelrezeptoren), kann mit dem Alter nachlassen. Schwindel, Vertigo und eine verlangsamte Reaktionszeit auf Gleichgewichtsverlust erhöhen die Sturzgefahr deutlich. Neurologische Erkrankungen wie Parkinson oder Schlaganfall spielen hierbei eine bedeutende Rolle.

  • Veränderte Körperhaltung und Gangunsicherheit: Eine veränderte Körperhaltung, z.B. durch Wirbelsäulenverkrümmung (Kyphosis), führt zu einem höheren Körperschwerpunkt und damit zu einer verringerten Stabilität. Unsicherer Gang, verkürzte Schritte oder ein breitbeiniges Gehen sind weitere Indikatoren für ein erhöhtes Sturzrisiko.

  • Sehbeeinträchtigungen: Eine eingeschränkte Sehfähigkeit, sei es durch Katarakte, Glaukom oder altersbedingte Makuladegeneration, vermindert die räumliche Orientierung und die Wahrnehmung von Hindernissen. Dies führt zu einer erhöhten Stolpergefahr.

  • Medikamenteneinnahme: Viele Medikamente, insbesondere Beruhigungsmittel, Schlafmittel und blutdrucksenkende Präparate, können Nebenwirkungen wie Schwindel, Benommenheit und orthostatische Hypotonie (plötzlicher Blutdruckabfall beim Aufstehen) hervorrufen und somit das Sturzrisiko signifikant steigern. Die Wechselwirkung verschiedener Medikamente kann dieses Risiko weiter erhöhen.

  • Osteoporose: Die altersbedingte Abnahme der Knochendichte erhöht die Anfälligkeit für Knochenbrüche bei Stürzen.

2. Extrinsike Faktoren (Umweltfaktoren):

  • Hausumgebung: Schlechte Beleuchtung, Stolperstellen (Teppiche, Kabel, lose Bodenbeläge), ungeeignete Treppen und Badezimmer ohne Haltegriffe erhöhen die Sturzgefahr im häuslichen Umfeld.

  • Fußbekleidung: Ungeeignete Schuhe, wie z.B. Schlappen oder Schuhe mit hohen Absätzen, erhöhen das Risiko zu stürzen.

3. Verhaltensfaktoren:

  • Alkohol- und Drogenkonsum: Alkohol und Drogen beeinträchtigen das Gleichgewicht, die Reaktionsfähigkeit und das Urteilsvermögen, wodurch die Sturzgefahr deutlich ansteigt.

  • Risikobereites Verhalten: Das Klettern auf Möbel oder das Gehen auf glatten Böden trotz bestehender Gleichgewichtsprobleme ist ein Beispiel für risikobereites Verhalten, das Stürze begünstigt.

Die Vermeidung von Stürzen erfordert ein ganzheitliches Vorgehen, das sowohl die Verbesserung der körperlichen Fitness (Krafttraining, Gleichgewichtstraining) als auch die Anpassung der Umwelt (Verbesserung der Beleuchtung, Beseitigung von Stolperstellen) umfasst. Eine regelmäßige ärztliche Kontrolle, insbesondere der Medikamenteneinnahme und des Gleichgewichtssinns, ist ebenfalls unerlässlich. Eine frühzeitige Intervention kann das Sturzrisiko deutlich reduzieren und die Lebensqualität im Alter erhalten.