Welche Krankheit gilt als schwerwiegende Krankheit?

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Langanhaltende, chronische Leiden erfordern oft mehr als einjährige, regelmäßige ärztliche Versorgung, mindestens vierteljährlich. Ein Pflegegrad ab Stufe 3 unterstreicht den Schweregrad und die damit verbundene erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität.

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Was gilt als schwerwiegende Krankheit? Eine Definition im Kontext

Die Frage, welche Krankheit als “schwerwiegend” gilt, lässt sich nicht einfach mit einer Liste beantworten. Die Schwere einer Erkrankung ist ein komplexes Konstrukt, das verschiedene Faktoren berücksichtigt. Es gibt keine einheitliche medizinische Definition, sondern vielmehr eine Abwägung individueller Umstände und Auswirkungen auf das Leben des Betroffenen. Der von Ihnen angesprochene Aspekt der langanhaltenden, chronischen Erkrankung mit regelmäßiger ärztlicher Versorgung und möglichem Pflegebedarf ist dabei ein wichtiger, aber nicht alleiniger Indikator.

Faktoren zur Beurteilung der Schwere einer Erkrankung:

  • Dauer und Verlauf: Chronische Erkrankungen, die über einen längeren Zeitraum bestehen und einen progredienten Verlauf zeigen (d.h. sich verschlimmern), werden oft als schwerwiegend eingestuft. Ein Jahr regelmäßiger ärztlicher Versorgung (wie Sie erwähnen) kann hier ein Hinweis sein, aber nicht die alleinige Messlatte. Manche akute, aber sehr schwere Erkrankungen benötigen weniger Zeit, um einen ähnlich hohen Schweregrad zu erreichen.

  • Ausmaß der Beeinträchtigung: Die funktionellen Einschränkungen im Alltag sind entscheidend. Beeinträchtigt die Krankheit die Selbstständigkeit im Bereich der Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL, z.B. Essen, Anziehen, Toilettengang) stark? Führt sie zu erheblichen Einschränkungen in der beruflichen Tätigkeit, sozialen Teilhabe oder der psychischen Gesundheit? Ein Pflegegrad ab Stufe 3 deutet auf eine erhebliche Beeinträchtigung hin, aber auch ein niedrigerer Pflegegrad kann im Einzelfall mit einer sehr schweren Erkrankung einhergehen.

  • Lebensqualität: Die subjektive Wahrnehmung der Krankheit durch den Betroffenen ist wichtig. Eine Krankheit, die zwar medizinisch gut behandelbar ist, aber zu einer starken Reduktion der Lebensqualität führt (z.B. durch chronische Schmerzen oder starke Müdigkeit), kann als schwerwiegend angesehen werden.

  • Mortalitätsrisiko: Die Wahrscheinlichkeit, an der Krankheit zu versterben, ist ein weiterer relevanter Faktor. Erkrankungen mit hoher Mortalität werden naturgemäß als schwerwiegend eingestuft.

  • Komorbidität: Das gleichzeitige Auftreten mehrerer Erkrankungen (Komorbidität) verstärkt oft die Schwere der Gesamtsituation. Eine leichte Erkrankung kann in Kombination mit anderen Leiden zu einer schwerwiegenden Gesamtsituation führen.

Beispiele für oft als schwerwiegend eingestufte Erkrankungen:

Die Liste ist nicht abschließend und die Schwere variiert stark im Einzelfall: Krebs, Herzinsuffizienz, Demenz, multiple Sklerose, Morbus Parkinson, schwere psychische Erkrankungen (z.B. Schizophrenie, schwere Depressionen), Cushing-Syndrom, bestimmte genetische Erkrankungen.

Fazit:

Die Einstufung einer Erkrankung als “schwerwiegend” ist eine individuelle Beurteilung, die verschiedene Faktoren berücksichtigt. Während langanhaltende, chronische Leiden und ein hoher Pflegegrad wichtige Indikatoren sind, geben sie allein keinen vollständigen Aufschluss über den Schweregrad. Eine umfassende medizinische Bewertung durch Fachpersonal ist notwendig, um die jeweilige Situation individuell zu beurteilen und die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten.