Welche Meere sind Binnenmeere?

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Das Kaspische Meer, größtes Binnengewässer der Erde, teilt sich mit dem Schwarzen Meer, dem Aralsee und der Ostsee den Status als Binnenmeer. Auch das Marmarameer und der Onegasee gehören dazu, obwohl geographisch unterschiedlich ausgeprägt. Das Rote und Tote Meer komplettieren diese vielfältige Gruppe.

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Die faszinierende Welt der Binnenmeere: Mehr als nur “eingeschlossene” Gewässer

Der Begriff “Binnenmeer” suggeriert eine einfache Definition: Ein Meer, das von Land umgeben ist. Doch die Realität ist komplexer und facettenreicher, als dieser scheinbar klare Sachverhalt vermuten lässt. Nicht jedes vollständig oder größtenteils von Land umschlossene Gewässer trägt automatisch den Titel “Binnenmeer”. Die Zuordnung hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die hydrologische Verbindung zu Weltmeeren, die Geologie, die Salinität und die historische Einordnung. Daher ist die Klassifizierung dieser Gewässer oft Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen.

Während das Kaspische Meer, der größte Binnensee der Erde, unzweifelhaft als Binnenmeer gilt, aufgrund seiner Größe und seines teilweise salzhaltigen Wassers, verwischt sich die Grenze zu anderen Gewässern. Das Schwarze Meer wird oft fälschlicherweise als Binnenmeer bezeichnet. Obwohl es über die Dardanellen, das Marmarameer und die Bosporusstraße mit dem Mittelmeer verbunden ist, weist es – aufgrund seiner starken Tiefenwasser-Schichtung und der damit verbundenen begrenzten Wasser-Austauschrate – eigene, teilweise isolierte Ökosysteme auf, die es von anderen Meeren unterscheiden. Ähnliche Überlegungen gelten für das Marmarameer, das als Übergangszone zwischen Schwarzem und Mittelmeer fungiert und aufgrund seiner geographischen Lage und hydrologischen Eigenschaften ebenfalls in die Diskussion um Binnenmeere involviert ist.

Der Aralsee, einst das viertgrößte Binnengewässer der Welt, ist ein drastisches Beispiel für die Veränderungen, denen diese Ökosysteme ausgesetzt sind. Durch massive Wasserentnahmen ist er stark geschrumpft und seine Salinität hat sich dramatisch erhöht. Trotz seiner früheren Ausdehnung und seines Seecharakters wird er heute eher als Salzsee denn als Binnenmeer klassifiziert.

Die Ostsee, ein Brackwassermeer mit geringem Salzgehalt, stellt ebenfalls einen Sonderfall dar. Ihre Verbindung zur Nordsee ist schmal und beeinflusst den Wasserhaushalt und die Zusammensetzung des Wassers maßgeblich. Ihre Einordnung als Binnenmeer ist daher umstritten und hängt von der gewählten Definition ab.

Auch scheinbar eindeutige Fälle wie das Rote Meer und das Tote Meer bedürfen einer differenzierten Betrachtung. Das Rote Meer, obwohl durch Landmassen begrenzt, ist über den Suezkanal mit dem Mittelmeer verbunden und wird daher meist nicht als Binnenmeer klassifiziert. Das Tote Meer, ein hypersaliner See, ist eindeutig von Land umgeben und wird aufgrund seiner hohen Salzkonzentration und fehlenden Abflusses als Binnengewässer, jedoch nicht unbedingt als Binnenmeer im eigentlichen Sinne, eingeordnet. Der Onegasee hingegen, ein großer Süßwassersee in Russland, wird aufgrund seiner Größe und geographischen Lage vereinzelt zu den Binnenmeeren gezählt, obwohl diese Klassifizierung nicht allgemein anerkannt ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kategorisierung von Binnenmeeren keine eindeutige Angelegenheit ist. Vielmehr erfordert sie eine ganzheitliche Betrachtung der hydrologischen, geografischen und ökologischen Faktoren. Die oben genannten Beispiele illustrieren die Komplexität dieses Themas und zeigen, dass die Einordnung oft von der gewählten Perspektive und den verwendeten Kriterien abhängt.