Was ist die Abweichung zwischen dem geografischen und dem magnetischen Norden?

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Die Erdrotation erzeugt ein komplexes Magnetfeld, dessen Nordpol nicht mit dem geografischen Nordpol übereinstimmt. Kompassnadeln zeigen folglich nicht exakt Norden an, sondern den magnetischen Nordpol. Diese Abweichung ist ortsabhängig und beeinflusst die Genauigkeit von Navigationsinstrumenten.

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Der wandernde Nordpol: Die Differenz zwischen geografischem und magnetischem Norden

Die Navigation mit Karte und Kompass erscheint simpel: Norden ist oben, die Kompassnadel zeigt nach Norden. Doch die Realität ist komplexer. Denn der Norden, den die Kompassnadel anzeigt, ist nicht derselbe Norden, der auf der Landkarte als geografischer Nordpol markiert ist. Die Abweichung zwischen diesen beiden Polen, bekannt als Deklination oder magnetische Missweisung, ist ein entscheidender Faktor für präzise Navigation.

Der geografische Nordpol ist ein fixer Punkt, der durch die Erdrotationsachse definiert wird. Er markiert den nördlichsten Punkt der Erde und dient als Bezugspunkt für Karten und Koordinatensysteme. Im Gegensatz dazu ist der magnetische Nordpol ein dynamischer Punkt, der durch das Magnetfeld der Erde bestimmt wird. Dieses Feld entsteht tief im Erdinneren durch komplexe Strömungen von flüssigem Eisen im äußeren Erdkern. Vereinfacht dargestellt verhält sich die Erde wie ein riesiger Dynamo.

Die Position des magnetischen Nordpols ist nicht statisch. Er wandert ständig, sogar täglich in kleinen Schleifen, und verschiebt sich im Laufe der Jahre über größere Distanzen. Aktuell bewegt er sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 50-60 Kilometern pro Jahr in Richtung Sibirien. Diese stetige Wanderung macht regelmäßige Aktualisierungen von Navigationsdaten unerlässlich.

Die Deklination, also der Winkel zwischen geografischem und magnetischem Norden, variiert je nach Standort auf der Erde. Sie kann positiv (östlich) oder negativ (westlich) sein und beträgt von wenigen Grad bis zu über 20 Grad. Auf sogenannten Isogonen, Linien gleicher Deklination, ist die Abweichung identisch. Auch lokale Anomalien, verursacht durch magnetische Gesteine in der Erdkruste, können die Deklination beeinflussen.

Für die Navigation ist die Kenntnis der lokalen Deklination von entscheidender Bedeutung. Um mit einem Kompass präzise navigieren zu können, muss die Deklination berücksichtigt und die Kompassanzeige entsprechend korrigiert werden. Moderne Navigationsgeräte, wie GPS-Empfänger, berechnen die Deklination automatisch und liefern korrekte Positionsdaten. Bei der Verwendung von Karten und traditionellen Kompassen ist es jedoch wichtig, die aktuelle Deklination für das jeweilige Gebiet zu kennen und in die Navigation einzubeziehen. Diese Information findet sich meist am Kartenrand oder in speziellen Deklinationstabellen.

Die Differenz zwischen geografischem und magnetischem Norden ist ein faszinierendes Beispiel für die komplexen Vorgänge im Inneren unseres Planeten. Das Verständnis dieser Differenz und der damit verbundenen Deklination ist essenziell für eine sichere und präzise Navigation, insbesondere in abgelegenen Gebieten oder bei der Verwendung traditioneller Navigationsmethoden.