Ist der Stör ein Knochenfisch?
Störe: Lebende Fossilien – aber sind sie wirklich Knochenfische?
Die Frage, ob Störe (Acipenseridae) zu den Knochenfischen gehören, mag auf den ersten Blick trivial erscheinen. Die Antwort ist jedoch nuancierter, als sie zunächst vermuten lässt. Ja, Störe werden taxonomisch eindeutig zu den Knochenfischen (Osteichthyes) gezählt, aber ihre Zugehörigkeit repräsentiert eine eigenständige und evolutionär besonders alte Linie innerhalb dieser großen Gruppe. Die Einordnung als “Knochenfisch” allein greift zu kurz, um die einzigartige Stellung dieser faszinierenden Tiere zu beschreiben.
Das äußere Erscheinungsbild eines Störs ist alles andere als typisch für die meisten heute lebenden Knochenfische. Ihre langgestreckte, torpedoförmige Gestalt mit dem markanten, spatelförmigen Rostrum (Schnauze) und den fünf Reihen von Knochenplatten (Scutes) erinnert eher an urzeitliche Fische. Diese charakteristischen Knochenplatten, die nicht mit Schuppen vergleichbar sind, bieten zwar einen gewissen Schutz, sind aber im Gegensatz zu den Schuppen der meisten modernen Knochenfische nicht aus Knochengewebe gebildet, sondern aus modifiziertem Dermalgewebe. Dieser Unterschied unterstreicht die archaische Bauweise dieser Tiere.
Ihre Zugehörigkeit zu den Knochenfischen wird durch innere anatomische Merkmale bestätigt. Störe besitzen zwar ein Knorpelskelett – ein Merkmal, das sie mit Knorpelfischen (Chondrichthyes) wie Haien teilt –, aber wichtige Knochenelemente im Schädel und im Schultergürtel bestätigen ihre Stellung innerhalb der Osteichthyes. Ihr Skelett ist also eine Mischung aus Knorpel und Knochen, ein weiterer Hinweis auf ihre alte Abstammungslinie und eine Anpassung an ihren Lebensraum.
Die Bezeichnung “lebende Fossilien” für Störe ist zwar bildhaft, aber treffend. Ihre lange, über 200 Millionen Jahre zurückreichende Evolutionsgeschichte, gekennzeichnet durch nur wenige, graduelle Veränderungen, macht sie zu wertvollen Zeugen der Fisch-Evolution. Ihre morphologischen Besonderheiten und ihr genetisches Erbe ermöglichen es Wissenschaftlern, evolutionäre Prozesse besser zu verstehen und wichtige Einblicke in die Entwicklung der Knochenfische zu gewinnen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Störe sind unbestreitbar Knochenfische (Osteichthyes), repräsentieren aber eine äußerst alte und einzigartige Entwicklungslinie innerhalb dieser Gruppe. Ihre archaischen Merkmale, die an die frühen Knochenfische erinnern, machen sie zu besonders wertvollen Forschungsobjekten und unterstreichen die Notwendigkeit, ihre Schutzbedürftigkeit und den Erhalt ihrer Populationen als Teil unserer biologischen Vielfalt zu gewährleisten.
#Fisch#Knochenfisch#StörKommentar zur Antwort:
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