Warum isst man nichts, wenn man krank ist?

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Krankheit unterdrückt den Appetit, da der Körper auf Überlebensmodus umschaltet. Eine Entzündungsreaktion wird aktiviert, um die Krankheit zu bekämpfen. Dieser Prozess beinhaltet den Abbau beschädigter oder dysfunktionaler Proteine. Energie wird prioritär für die Immunabwehr eingesetzt, wodurch der Hungerreflex vorübergehend in den Hintergrund tritt.

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Warum der Appetit bei Krankheit flöten geht: Ein Blick auf die Mechanismen dahinter

Wer kennt es nicht: Kaum hat einen eine Erkältung, Grippe oder ein anderer Infekt erwischt, verschwindet der Appetit wie von Zauberhand. Die einst so verlockenden Speisen wirken plötzlich fade, abstoßend oder rufen gar Übelkeit hervor. Doch warum ist das so? Ist es reine Willkür des Körpers oder steckt ein ausgeklügelter Mechanismus dahinter?

Tatsächlich ist der Appetitverlust bei Krankheit keine Laune der Natur, sondern ein cleverer Überlebensmechanismus, der uns evolutionsbedingt in die Wiege gelegt wurde. Wenn unser Körper von Krankheitserregern angegriffen wird, schaltet er in einen Zustand des “Überlebensmodus”. Das bedeutet, dass die Ressourcen des Körpers auf das Wesentliche – die Bekämpfung der Krankheit – konzentriert werden.

Die Entzündungsreaktion als Auslöser:

Der Hauptschuldige für den verminderten Appetit ist die aktivierte Entzündungsreaktion. Sobald Krankheitserreger in unseren Körper eindringen, wird das Immunsystem alarmiert. Es setzt eine komplexe Kaskade von Reaktionen in Gang, um die Eindringlinge zu bekämpfen. Diese Reaktionen beinhalten die Freisetzung von Entzündungsbotenstoffen, sogenannten Zytokinen.

Zytokine spielen eine entscheidende Rolle bei der Koordination der Immunantwort. Sie beeinflussen jedoch auch andere Bereiche des Körpers, darunter das Gehirn und das Verdauungssystem. Einige Zytokine, wie beispielsweise Interleukin-1 (IL-1) und Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α), wirken direkt appetithemmend. Sie beeinflussen die Signalwege im Gehirn, die für Hunger und Sättigung verantwortlich sind.

Der Abbau beschädigter Proteine:

Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Abbau beschädigter oder dysfunktionaler Proteine, der im Zuge der Immunantwort stattfindet. Dieser Prozess, auch als Autophagie bekannt, dient dazu, beschädigte Zellbestandteile zu entfernen und Energie für die Immunabwehr freizusetzen. Der Körper konzentriert sich darauf, sich von innen heraus zu reinigen und zu reparieren, was den Appetit weiter unterdrückt.

Energieumverteilung für die Immunabwehr:

Die Bekämpfung einer Krankheit ist ein energieintensiver Prozess. Der Körper benötigt enorme Mengen an Energie, um Immunzellen zu produzieren, Entzündungsreaktionen aufrechtzuerhalten und beschädigtes Gewebe zu reparieren. Diese Energie wird prioritär für die Immunabwehr eingesetzt. Die Verdauung von Nahrung hingegen ist ebenfalls ein energieaufwendiger Prozess. Um Energie zu sparen und die Ressourcen auf das Wesentliche zu konzentrieren, wird der Hungerreflex vorübergehend in den Hintergrund gedrängt.

Fazit:

Der Appetitverlust bei Krankheit ist somit kein Zeichen für eine zusätzliche Schwäche, sondern ein intelligenter Mechanismus, der dem Körper hilft, die Krankheit effektiv zu bekämpfen. Indem die Energie auf die Immunabwehr konzentriert wird und der Abbau beschädigter Proteine forciert wird, optimiert der Körper seine Ressourcen für die Genesung.

Was tun, wenn man keinen Appetit hat?

Auch wenn der Appetit fehlt, ist es wichtig, den Körper mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen. Wasser, ungesüßter Tee oder Brühe helfen, den Flüssigkeitshaushalt aufrechtzuerhalten und den Körper bei der Genesung zu unterstützen. Kleine, leichte Mahlzeiten, die leicht verdaulich sind, wie z.B. Suppen, Joghurt oder Obst, können ebenfalls helfen, den Körper mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen, ohne ihn zu überlasten.

Es ist wichtig, auf die Signale des Körpers zu hören und ihn nicht zum Essen zu zwingen. Wenn der Appetit zurückkehrt, ist das ein gutes Zeichen, dass der Körper auf dem Weg der Besserung ist.