Warum gibt man Backpulver den Tomaten?

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Tomatenpflanzen, anfällig für Pilze wie Mehltau und Braunfäule, profitieren möglicherweise vom Einsatz von Natron. Obwohl seine Wirkung als Dünger umstritten ist, zeigt sich Natron als vielversprechende, natürliche Methode zur Bekämpfung dieser Pflanzenkrankheiten und erhält so seinen Platz im Garten.

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Backpulver im Tomatenbeet: Wundermittel oder Marketing-Gag?

Tomaten – die sonnenverwöhnten Schönheiten unserer Gärten – sind leider anfällig für verschiedene Pilzkrankheiten, die Ernteerträge erheblich schmälern können. Mehltau, mit seinem charakteristischen weißen Belag, und die gefürchtete Braunfäule, die ganze Pflanzen zum Absterben bringen kann, sind gefürchtete Gegner im Kampf um die reife Tomate. Daher ist die Suche nach effektiven und umweltfreundlichen Bekämpfungsmethoden stetig aktuell. Ein Mittel, das immer wieder genannt wird, ist Backpulver – aber wirkt es wirklich?

Die Behauptung, Backpulver (Natron, Natriumhydrogencarbonat) helfe gegen Pilzkrankheiten an Tomatenpflanzen, beruht auf seiner leicht alkalischen Wirkung. Pilze bevorzugen in der Regel ein eher saures Milieu. Durch die Besprühung der Blätter mit einer Natronlösung soll der pH-Wert der Blattoberfläche leicht erhöht und somit das Wachstum der Pilze gehemmt werden. Diese Theorie klingt plausibel, doch die Praxis zeigt ein differenziertes Bild.

Die Wirkung im Detail: Eine schwache Natronlösung (ca. 1 Esslöffel auf 4 Liter Wasser) kann tatsächlich eine gewisse Wirkung gegen oberflächlichen Mehltau zeigen. Sie wirkt jedoch eher präventiv als kurativ. Bei einem bereits stark befallenen Bestand ist eine Behandlung mit Natron meist zu schwach und andere Maßnahmen, wie z.B. der Einsatz von zugelassenen Fungiziden, sind unerlässlich. Gegen die aggressivere Braunfäule zeigt Natron hingegen nur eine sehr begrenzte oder gar keine Wirkung. Die Sporen der Braunfäule dringen tief in das Pflanzengewebe ein, wo die Wirkung des Natrons nicht mehr greift.

Wichtig zu beachten: Die Verwendung von Natron als Pflanzenschutzmittel ist nicht ohne Einschränkungen. Eine zu hohe Konzentration kann die Pflanzen schädigen und zu Blattverbrennungen führen. Regelmäßige Anwendungen sind ebenfalls nicht empfehlenswert, da dies den natürlichen pH-Wert des Bodens beeinflussen kann. Eine gute Bodenstruktur und eine ausgewogene Düngung sind grundlegend für gesunde und widerstandsfähige Tomatenpflanzen.

Fazit: Backpulver kann als ergänzende Maßnahme im Kampf gegen oberflächlichen Mehltau an Tomatenpflanzen eingesetzt werden, sollte aber nicht als Wundermittel betrachtet werden. Es ersetzt keine umfassende Pflanzenschutzstrategie, die präventive Maßnahmen wie resistente Sorten, ausreichende Belüftung und optimale Bewässerung beinhaltet. Bei starkem Befall mit Mehltau oder Braunfäule sind gezielte Behandlungen mit zugelassenen Fungiziden unerlässlich. Natron kann ein kleiner Baustein im Gesamtkonzept sein, aber niemals die alleinige Lösung. Vor dem Einsatz sollte man immer die Konzentration sorgfältig abwägen und die Pflanzen nach der Behandlung beobachten.