Was bedeutet palliative Ernährung?
Palliative Ernährung: Lebensqualität im Mittelpunkt
Palliative Ernährung ist weit mehr als nur das bloße Zuführen von Kalorien. Sie ist ein ganzheitlicher Ansatz, der die Lebensqualität von Menschen mit fortschreitenden, nicht heilbaren Erkrankungen in den Mittelpunkt stellt. Im Gegensatz zu einer rein kurativen Ernährungstherapie, die auf Heilung abzielt, konzentriert sich die palliative Ernährung auf das Wohlbefinden und die Linderung von Symptomen, um den Betroffenen ein möglichst angenehmes und würdevolles Leben zu ermöglichen, solange sie leben.
Der Fokus liegt dabei auf der individuellen Situation jedes Patienten. Es geht nicht um das Erreichen bestimmter Kalorien- oder Nährstoffmengen um jeden Preis, sondern um das Finden eines Gleichgewichts zwischen Ernährungszufuhr und den Bedürfnissen und Möglichkeiten des Einzelnen. Dies berücksichtigt Faktoren wie Appetitlosigkeit, Schluckstörungen (Dysphagie), Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen im Mundraum, Verdauungsstörungen und allgemeine Schwäche, die bei vielen schweren Erkrankungen auftreten.
Anpassung an die individuellen Bedürfnisse:
Die palliative Ernährung ist hochgradig individualisiert. Eine sorgfältige Anamnese und regelmäßige Überprüfung des Ernährungszustandes sind unerlässlich. Dabei werden folgende Aspekte berücksichtigt:
- Appetit und Essverhalten: Wird der Appetit durch Medikamente oder die Erkrankung beeinträchtigt? Welche Lebensmittel werden noch gerne gegessen? Welche Konsistenzen sind verträglich?
- Schluckfähigkeit: Bestehen Schluckstörungen? Ist eine Anpassung der Nahrungskonsistenz (z.B. pürierte Nahrung, Brei) notwendig? Kann die Nahrung überhaupt oral eingenommen werden, oder sind alternative Zufuhrwege (z.B. Sonde) erforderlich?
- Verdauungsprobleme: Treten Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung auf? Welche Maßnahmen können Linderung verschaffen (z.B. Anpassung der Ernährung, Medikamente)?
- Mundschleimhautprobleme: Sind Entzündungen oder Geschwüre im Mundraum vorhanden? Welche Nahrungsmittel sind daher zu vermeiden?
- Allergien und Unverträglichkeiten: Bestehen bekannte Allergien oder Unverträglichkeiten, die berücksichtigt werden müssen?
- Psychosoziale Faktoren: Der Genuss von Essen spielt eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden. Das gemeinsame Essen mit Angehörigen kann die Lebensqualität deutlich steigern.
Energiezufuhr und Lebenserwartung:
Bei einer prognostizierten Lebenserwartung von über sechs Monaten wird angestrebt, eine ausreichende Energie- und Nährstoffzufuhr sicherzustellen, um die Lebensqualität bestmöglich zu erhalten und Komplikationen durch Mangelernährung zu vermeiden. Bei kürzerer prognostizierter Lebenserwartung steht die Linderung von Symptomen und die Steigerung des Wohlbefindens im Vordergrund, auch wenn dies eine geringere Nahrungsaufnahme bedeuten kann.
Zusammenarbeit im Team:
Palliative Ernährung erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Arzt, Diätassistent, Pflegepersonal und Angehörigen. Ein interdisziplinärer Ansatz gewährleistet die bestmögliche Versorgung des Patienten und unterstützt ihn und seine Angehörigen in dieser herausfordernden Lebensphase. Das Ziel ist es, die verbleibende Lebenszeit so angenehm und lebenswert wie möglich zu gestalten.
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