Warum wird man an manchen Tagen schneller betrunken?

16 Sicht
Die individuelle Alkoholverarbeitung variiert stark. Neben der Menge spielen Faktoren wie Körpergewicht, Stoffwechsel, Essensaufnahme und vorhandene Medikamente eine Rolle. Schlafentzug und Stress können die Empfindlichkeit gegenüber Alkohol erhöhen. Die Wirkung ist also nicht nur von der Menge abhängig.
Kommentar 0 mag

Warum bin ich manchmal schneller betrunken als sonst? – Ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren

Der Genuss alkoholischer Getränke führt bei jedem Menschen unterschiedlich schnell zu einem Rauschzustand. Während man an manchen Tagen schon nach wenigen Gläsern spürt, wie der Alkohol wirkt, kann man an anderen Tagen deutlich mehr vertragen. Diese Variabilität ist kein Zufall, sondern resultiert aus einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die die individuelle Alkoholverarbeitung beeinflussen. Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass die Menge allein ausschlaggebend ist – doch die Realität ist deutlich nuancierter.

Körpergewicht und Körperzusammensetzung: Ein niedrigeres Körpergewicht bedeutet eine geringere Flüssigkeitsmenge, in der sich der Alkohol verteilt. Das führt zu einer höheren Blutalkoholkonzentration (BAK) und somit zu einer schnelleren und stärkeren Wirkung. Auch der Anteil an Körperfett spielt eine Rolle: Fettgewebe speichert Alkohol weniger effektiv als Muskelgewebe, wodurch die BAK bei Menschen mit höherem Fettanteil langsamer ansteigt.

Stoffwechsel und genetische Faktoren: Die Leber spielt eine zentrale Rolle beim Abbau von Alkohol. Genetische Unterschiede beeinflussen die Aktivität der Leberenzyme, die den Alkohol verstoffwechseln (vor allem Alkoholdehydrogenase und Aldehyddehydrogenase). Individuelle Unterschiede in der Enzymaktivität führen zu unterschiedlichen Abbaugeschwindigkeiten und damit zu unterschiedlicher Empfindlichkeit gegenüber Alkohol. Eine langsamere Metabolisierung bedeutet eine längere Verweildauer des Alkohols im Körper und somit eine stärkere Wirkung.

Nahrungsaufnahme: Ein voller Magen verlangsamt die Aufnahme von Alkohol ins Blut. Der Alkohol muss erst durch den Nahrungsbrei im Magen wandern, bevor er resorbiert werden kann. Fett- und proteinreiche Speisen verzögern diesen Prozess besonders effektiv. Ein leerer Magen hingegen beschleunigt die Resorption deutlich, was zu einem schnelleren Rauschzustand führt.

Medikamente: Viele Medikamente interagieren mit Alkohol und können dessen Wirkung verstärken oder verändern. Antidepressiva, Schmerzmittel, Schlafmittel und Antihistaminika sind nur einige Beispiele für Medikamente, die die Empfindlichkeit gegenüber Alkohol erhöhen können. Die Einnahme von Medikamenten sollte daher immer im Kontext von Alkoholkonsum sorgfältig geprüft werden.

Schlafentzug und Stress: Schlafentzug und Stress beeinflussen den Hormonhaushalt und die Funktionalität des Nervensystems. Beides kann die Empfindlichkeit gegenüber Alkohol erhöhen und zu einer schnelleren und intensiveren Wirkung führen. Ein gestresster oder schlecht ausgeruhter Körper reagiert daher oft empfindlicher auf Alkohol.

Weitere Einflussfaktoren: Auch die Art des Alkohols (z.B. Spirituosen im Vergleich zu Bier oder Wein), die Trinkgeschwindigkeit und die Umgebungstemperatur können die Wirkung des Alkohols beeinflussen. Der sogenannte “Kater” am Folgetag wird zudem durch verschiedene Faktoren beeinflusst, die über den bloßen Alkoholkonsum hinausgehen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Geschwindigkeit, mit der man betrunken wird, ein komplexes Phänomen ist, das von einer Vielzahl individueller Faktoren abhängt. Es ist wichtig, sich dieser Faktoren bewusst zu sein und sein eigenes Trinkverhalten entsprechend anzupassen. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol bedeutet, die individuellen Grenzen zu kennen und diese nicht zu überschreiten. Im Zweifel ist weniger immer mehr – besonders, wenn man sich unsicher über seine aktuelle Empfindlichkeit gegenüber Alkohol ist.