Wie kann ich herausfinden, ob ich übersäuert bin?

42 Sicht

Chronische Übersäuerung äußert sich vielseitig: Von diffusen Schmerzen in Muskeln und Gelenken über Haarausfall und Hautprobleme bis hin zu anhaltender Müdigkeit reicht das Spektrum möglicher Symptome. Ein blasser Teint und unreine Haut können ebenfalls Hinweise liefern. Eine ärztliche Abklärung ist bei anhaltenden Beschwerden ratsam.

Kommentar 0 mag

Übersäuerung: Mythos oder medizinisches Problem? Wie Sie Klarheit gewinnen

Der Begriff “Übersäuerung” (Azidose) geistert durch viele Gesundheitsratgeber und wird oft mit diversen Beschwerden in Verbindung gebracht. Doch handelt es sich dabei um ein reales medizinisches Problem oder eher um einen Hype? Die Antwort ist komplexer als ein einfaches Ja oder Nein. Während eine akute Azidose ein lebensbedrohlicher Notfall ist, ist die Diagnose einer chronischen, subklinischen Übersäuerung, wie sie oft im Zusammenhang mit Lifestyle-Beratungen genannt wird, medizinisch umstritten und schwer zu belegen.

Was ist eine Azidose wirklich?

Unser Körper besitzt ausgeklügelte Mechanismen, um den pH-Wert des Blutes konstant bei etwa 7,4 zu halten. Eine Azidose beschreibt eine Verschiebung dieses Wertes in den saureren Bereich (unter 7,35). Eine solche akute Azidose wird durch Erkrankungen wie Diabetes, Nierenversagen oder schwere Infektionen ausgelöst und ist ein medizinischer Notfall, der sofortiger Behandlung bedarf. Die Symptome sind deutlich ausgeprägt und umfassen unter anderem Atemnot, Herzrhythmusstörungen und Bewusstseinsstörungen.

Die “chronische Übersäuerung”: Ein kritischer Blick

Im Gegensatz dazu wird die oft beschriebene “chronische Übersäuerung” meist im Zusammenhang mit Ernährung und Lebensstil diskutiert. Hier wird behauptet, dass eine vermeintlich zu saure Ernährung zu einer Übersäuerung des Körpers führt, die sich in unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen, Hautproblemen oder Haarausfall manifestiert. Hier ist jedoch Vorsicht geboten.

Der Körper reguliert seinen pH-Wert so effektiv, dass eine chronische Übersäuerung des Blutes (systemische Azidose) bei gesunden Menschen praktisch unmöglich ist. Die genannten Symptome können zwar tatsächlich auftreten, sind aber viel eher auf andere Ursachen zurückzuführen, wie beispielsweise:

  • Bewegungsapparat: Arthrose, Rheuma, Muskelentzündungen
  • Haut: Allergien, Ekzeme, Akne
  • Haarausfall: Hormonelle Veränderungen, Nährstoffmangel, Stress
  • Müdigkeit: Schlafstörungen, Eisenmangel, Schilddrüsenerkrankungen

Wie kann man Klarheit gewinnen?

Anstatt sich auf vage Symptome und ungeprüfte Informationen zu verlassen, ist eine ärztliche Abklärung unerlässlich. Ein Arzt kann durch Blutuntersuchungen den tatsächlichen pH-Wert des Blutes bestimmen und andere relevante Parameter untersuchen. Eine Selbstdiagnose anhand von Internet-Informationen ist irreführend und kann zu Fehlentscheidungen und Verzögerungen bei der Behandlung tatsächlicher Erkrankungen führen.

Fazit:

Während eine akute Azidose eine ernste medizinische Erkrankung darstellt, ist die Existenz einer klinisch relevanten chronischen Übersäuerung im Sinne einer langfristig niedrigen Blut-pH-Werts stark umstritten. Bei Beschwerden, die mit Übersäuerung in Verbindung gebracht werden, ist eine gründliche ärztliche Untersuchung notwendig, um die tatsächlichen Ursachen zu identifizieren und eine angemessene Behandlung zu ermöglichen. Vertrauen Sie nicht auf ungeprüfte Informationen im Internet, sondern suchen Sie den Rat eines Arztes oder einer qualifizierten medizinischen Fachkraft.

#Diagnose #Symptome #Übersäuerung