Wie entstehen Tränen?

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Tränen werden durch die Tränendrüsen produziert und fließen über Tränenkanäle in die Nase ab. Die Tränendrüsen werden durch Reize wie Fremdkörper oder Emotionen aktiviert und produzieren dann Flüssigkeit, die das Auge befeuchtet und reinigt.

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Das Wunderwerk Tränen: Entstehung, Funktion und Vielfalt

Tränen, ein scheinbar unscheinbares Phänomen, sind Ausdruck einer komplexen Interaktion zwischen Körper und Psyche. Mehr als nur ein salziger Film auf der Augenoberfläche, sind sie ein hochentwickeltes System mit vielfältigen Funktionen, deren Entstehung ein faszinierendes Zusammenspiel physiologischer Prozesse darstellt. Die Vorstellung, dass Tränen einfach nur „aus den Augen fließen“, greift viel zu kurz.

Die Produktion von Tränen findet in erster Linie in den Tränendrüsen (Glandula lacrimalis) statt, kleinen, mandelförmigen Organen, die sich oberhalb des äußeren Augenwinkels, im oberen, äußeren Augenhöhlenrand befinden. Diese Drüsen produzieren kontinuierlich einen wässrigen Film, die Tränenflüssigkeit (Lacrima). Dieser besteht nicht nur aus Wasser, sondern enthält eine komplexe Mischung aus:

  • Wasser: Bildet den Hauptanteil und sorgt für die Feuchtigkeit der Augenoberfläche.
  • Elektrolyte: Salze wie Natriumchlorid (Kochsalz), Kalium, Calcium und Magnesium regulieren den osmotischen Druck und die Ionenbalance.
  • Proteine: Lysozym (ein antibakterielles Enzym), Immunglobuline (Antikörper) und andere Proteine schützen das Auge vor Infektionen und unterstützen die Wundheilung.
  • Lipide (Fette): Bilden eine oberflächliche Schicht, die die Verdunstung der Tränenflüssigkeit verlangsamt und ein gleichmäßiges Ausbreiten auf der Augenoberfläche gewährleistet.
  • Mukine: Glykoproteine, die für die Benetzung der Hornhaut und die Haftung des Tränenfilms sorgen.

Dieser Tränenfilm, bestehend aus einer lipidreichen, einer wässrigen und einer mukösen Schicht, ist essenziell für eine gesunde Augenfunktion. Er nährt die Hornhaut, die ja keine eigenen Blutgefäße besitzt, reinigt die Augenoberfläche von Staubpartikeln und Fremdkörpern und sorgt für eine glatte, transparente Oberfläche, die das scharfe Sehen ermöglicht.

Die Freisetzung der Tränenflüssigkeit wird durch verschiedene Reize gesteuert:

  • Basale Sekretion: Die Tränendrüsen produzieren permanent eine geringe Menge Tränenflüssigkeit, die für die Grundfeuchtigkeit sorgt.
  • Reflextränung: Diese wird durch äußere Reize ausgelöst, wie z.B. Staub, Rauch, Zwiebeln oder Fremdkörper im Auge. Rezeptoren in der Hornhaut und Bindehaut registrieren den Reiz und leiten diesen über Nervenbahnen an das Gehirn weiter, welches die Tränendrüsen zur vermehrten Produktion anregt.
  • Psychische Tränung: Emotionen wie Freude, Trauer, Wut oder Schmerz können ebenfalls die Tränendrüsen aktivieren. Die komplexen neurochemischen Prozesse, die hier ablaufen, sind noch nicht vollständig erforscht, aber es ist klar, dass das limbische System (das emotionale Zentrum des Gehirns) eine zentrale Rolle spielt. Hierbei werden neben den bereits genannten Komponenten auch weitere Substanzen, wie z.B. Hormone, freigesetzt.

Die Tränenflüssigkeit wird über kleine Tränengänge (Tränennasengänge) in die Nasenhöhle abgeleitet, was das bekannte Gefühl des “verstopften Nasen” bei starkem Weinen erklärt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Tränen weit mehr sind als nur ein Ausdruck von Emotionen. Sie sind ein komplexes, lebensnotwendiges System zur Aufrechterhaltung der Augengesundheit und ein faszinierendes Beispiel für die Feinheit und Vielschichtigkeit biologischer Prozesse. Die Erforschung ihrer Entstehung und Funktion bietet weiterhin ein weites Feld für die Wissenschaft.