Was passiert, wenn man dauerhaft zu viel Wasser trinkt?

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Übermäßiges und dauerhaftes Wassertrinken, auch Hyponatriämie genannt, kann gefährlich sein. Es verdünnt die Natriumkonzentration im Blut, was zu Zellschwellungen führen kann. Symptome reichen von Übelkeit und Kopfschmerzen bis hin zu Verwirrtheit, Krampfanfällen und sogar Koma in schweren Fällen. Nieren und Hormone regulieren normalerweise den Wasserhaushalt, aber extreme Mengen können diese Mechanismen überlasten. Sportler, die exzessiv trinken, oder Menschen mit bestimmten Erkrankungen sind besonders gefährdet.
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Die stille Gefahr des Überwässerns: Was passiert, wenn wir zu viel trinken?

Wasser ist lebensnotwendig, das steht außer Frage. Wir werden ständig ermutigt, ausreichend zu trinken, um unseren Körper hydriert und funktionstüchtig zu halten. Doch wie bei fast allem gilt auch hier: Die Dosis macht das Gift. Permanentes, übermäßiges Wassertrinken kann eine ernsthafte Bedrohung für unsere Gesundheit darstellen, ein Zustand, der in der Medizin als Hyponatriämie bekannt ist.

Was passiert dabei im Körper? Im Grunde genommen verdünnt das übermäßige Wasser die Konzentration von Natrium im Blut. Natrium ist ein essenzieller Elektrolyt, der eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung des Flüssigkeitsgleichgewichts in und außerhalb unserer Zellen spielt. Es unterstützt die Nervenfunktion, die Muskelkontraktion und die Regulierung des Blutdrucks. Wenn die Natriumkonzentration im Blut zu niedrig wird, verschiebt sich das Flüssigkeitsgleichgewicht. Wasser wandert in die Zellen, um die Natriumkonzentration auszugleichen. Dies führt zu Zellschwellungen, was besonders im Gehirn gefährlich sein kann, da der Schädel dem expandierenden Gewebe wenig Raum bietet.

Die Symptome einer Hyponatriämie sind vielfältig und können sich schleichend entwickeln. Anfangs können Betroffene Übelkeit, Kopfschmerzen und Erbrechen verspüren. Mit fortschreitender Natriumverdünnung können Symptome wie Verwirrtheit, Desorientierung, Muskelschwäche, Krämpfe und im schlimmsten Fall sogar ein Koma auftreten. Die Schwere der Symptome hängt von der Geschwindigkeit ab, mit der sich die Hyponatriämie entwickelt, und von der individuellen Anfälligkeit des Betroffenen.

Unser Körper verfügt über ausgeklügelte Mechanismen, um den Wasserhaushalt zu regulieren. Die Nieren spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie überschüssiges Wasser ausscheiden oder Wasser zurückhalten, je nach Bedarf. Hormone wie das antidiuretische Hormon (ADH) unterstützen diese Regulation. ADH wird von der Hypophyse ausgeschüttet und signalisiert den Nieren, Wasser zurückzuhalten. Wenn wir jedoch permanent übermäßig viel Wasser trinken, werden diese Regulationsmechanismen überlastet. Die Nieren können mit der Ausscheidung des überschüssigen Wassers nicht mehr Schritt halten, und das ADH-System kann fehlgesteuert werden.

Besonders gefährdet sind bestimmte Personengruppen. Sportler, insbesondere Ausdauersportler wie Marathonläufer, neigen dazu, exzessiv zu trinken, oft aus Angst vor Dehydration. Sie nehmen dann mehr Flüssigkeit zu sich, als sie durch Schweiß verlieren. Diese Praxis kann zu einer Belastungs-assoziierten Hyponatriämie führen.

Auch Menschen mit bestimmten Erkrankungen sind anfälliger für Hyponatriämie. Dazu gehören beispielsweise Patienten mit Nierenerkrankungen, Herzinsuffizienz oder dem Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH), bei dem der Körper zu viel ADH produziert. Einige Medikamente können ebenfalls das Risiko einer Hyponatriämie erhöhen.

Es ist wichtig zu betonen, dass es nicht darum geht, die Bedeutung von ausreichendem Trinken zu relativieren. Eine Dehydration ist ebenfalls schädlich und kann zu einer Vielzahl von Problemen führen. Vielmehr geht es darum, ein Bewusstsein für die potenziellen Gefahren des Überwässerns zu schaffen und auf die Signale des Körpers zu achten.

Statt sich blind an die oft zitierte Empfehlung von acht Gläsern Wasser pro Tag zu halten, sollte man seinen Flüssigkeitsbedarf individuell anpassen. Faktoren wie Aktivitätsniveau, Klima, Alter und Gesundheitszustand spielen dabei eine wichtige Rolle. Hören Sie auf Ihren Durst und trinken Sie, wenn Sie Durst haben. Achten Sie auf die Farbe Ihres Urins – ein hellgelber Urin deutet in der Regel auf eine ausreichende Hydratation hin.

Bei Anzeichen von Hyponatriämie, wie anhaltender Übelkeit, Kopfschmerzen oder Verwirrtheit, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können schwerwiegende Komplikationen verhindern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass permanentes, übermäßiges Wassertrinken eine unterschätzte Gefahr darstellt. Hyponatriämie kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Ein bewusstes und bedarfsgerechtes Trinkverhalten ist der Schlüssel, um die Vorteile einer ausreichenden Hydratation zu genießen, ohne die Risiken des Überwässerns einzugehen.

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