Spüren Tiere, wenn man krank ist?

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Katzen besitzen eine bemerkenswerte Intuition und scheinen Krankheiten bei ihren Bezugspersonen zu erkennen. Auffällig ist, wie sie sich dann tröstend und zuneigungsbedürftig in die Nähe des Betroffenen begeben, oft instinktiv die schmerzende Stelle aufsuchen. So werden die Samtpfoten zu loyalen und einfühlsamen Begleitern in schwierigen Zeiten.

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Spüren Tiere, wenn wir krank sind? Mehr als nur ein Gefühl

Die Beobachtung, dass Haustiere – insbesondere Katzen – bei Krankheit ihrer Besitzer auffällig ihr Verhalten ändern, ist weit verbreitet und oft anekdotisch belegt. Die zarte Berührung einer Katze auf einer schmerzenden Stelle, das ständige Schmusen und die erhöhte Nähe erwecken den Eindruck, als wüssten sie intuitiv Bescheid. Doch steckt mehr dahinter als bloße Intuition? Die Antwort ist komplex und reicht weit über simple Aberglauben hinaus.

Es gibt keine wissenschaftliche Evidenz, die beweist, dass Tiere im eigentlichen Sinne “fühlen” können, dass wir krank sind. Sie besitzen keine medizinische Diagnostikfähigkeit. Die Veränderungen im Verhalten von Tieren gegenüber kranken Menschen sind jedoch gut dokumentiert und lassen sich auf verschiedene Faktoren zurückführen:

1. Änderungen im menschlichen Körpergeruch und Verhalten: Krankheit verändert den Körpergeruch. Änderungen im Stoffwechsel, der Hautflora oder des Immunsystems produzieren flüchtige organische Verbindungen (VOCs), die für den menschlichen Geruchssinn oft undeutlich sind, für die empfindliche Nase eines Tieres jedoch wahrnehmbar sein können. Zusätzlich ändern sich unser Verhalten, unsere Körpersprache und unsere Stimmlage bei Krankheit – Faktoren, die Tiere leicht registrieren. Eine veränderte Atmung, weniger Bewegung, veränderte Schlafgewohnheiten – all dies sind Signale, die ein Tier interpretiert.

2. Veränderungen im Hormonhaushalt: Krankheit führt zu hormonellen Schwankungen, die sich ebenfalls im Körpergeruch widerspiegeln und vom Tier wahrgenommen werden können. Diese Veränderungen können Ängste oder Unsicherheiten beim Tier auslösen, was zu vermehrter Nähe und Trostverhalten führt.

3. Konditionierung und Lernen: Ein Tier, das bereits positive Erfahrungen mit dem Trost und der Nähe seines Besitzers in Situationen verbunden hat, die mit Krankheitssymptomen (z.B. Ruhe, vermehrtes Liegen) einhergingen, könnte dieses Verhalten in der Zukunft wiederholen, ohne den eigentlichen Grund der Krankheit zu verstehen. Es handelt sich dann um eine Form des konditionierten Verhaltens.

4. Instinkt und Empathie (ein komplexes Thema): Während Tiere nicht “menschliche Empathie” im emotionalen Sinne erleben, zeigen sie Verhaltensweisen, die als empathisch interpretiert werden können. Dies beruht wahrscheinlich auf angeborenen Instinkten und der Fähigkeit, emotionale Zustände durch nonverbale Kommunikation zu erkennen. Die Nähe eines Tieres in Zeiten der Krankheit kann also auch eine instinktive Reaktion auf wahrgenommene Verletzlichkeit sein.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Tiere wahrscheinlich nicht “wissen”, dass wir krank sind, aber sie erkennen zuverlässig Veränderungen in unserem Geruch, Verhalten und Hormonhaushalt. Diese Veränderungen lösen dann Verhaltensweisen aus, die wir als tröstend und einfühlsam interpretieren. Ob Instinkt, Konditionierung oder eine uns noch nicht vollständig verstandene Form von Interaktion – die Bindung zwischen Mensch und Tier ist komplex und oft durch eine bemerkenswerte Sensibilität geprägt. Die tröstende Nähe eines Tieres bei Krankheit ist daher ein wertvolles Geschenk, auch wenn die genauen Mechanismen dahinter noch Gegenstand weiterer Forschung sind.