Kann man einfach so Thrombose bekommen?

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Thrombosen entstehen selten zufällig. Meist sind Grunderkrankungen wie Krampfadern, Krebs oder Venenentzündungen beteiligt. Auch operative Eingriffe oder starker Flüssigkeitsmangel können die Gerinnselbildung begünstigen. Arterielle Thrombosen resultieren oft aus Veränderungen an den Arterienwänden selbst. Die Kenntnis dieser Risikofaktoren ist entscheidend für die Prävention.

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Kann man einfach so eine Thrombose bekommen? Ein komplexes Gerinnungsproblem

Die kurze Antwort lautet: Nein, eine Thrombose entsteht selten „einfach so“. Der Eindruck, plötzlich und ohne ersichtlichen Grund von einer Thrombose betroffen zu sein, täuscht oft über die Komplexität dieses gerinnungsphysiologischen Problems hinweg. Tatsächlich ist die Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombus), der ein Blutgefäß verstopft, ein mehrstufiger Prozess, der in der Regel durch eine Kombination von Faktoren ausgelöst wird.

Während genetische Prädispositionen eine Rolle spielen können, ist die Entstehung einer Thrombose meist auf eine Kombination aus Risikofaktoren zurückzuführen. Diese lassen sich grob in verschiedene Kategorien einteilen:

1. Gefäßwandveränderungen: Beschädigungen oder Entzündungen der Gefäßwände (z.B. durch Arteriosklerose, Aneurysmen, Venenentzündungen wie Thrombophlebitis) begünstigen die Anlagerung von Blutplättchen und Gerinnungsfaktoren. Dies ist ein entscheidender Schritt in der Thromboseentstehung, da die intakte Gefäßwand normalerweise die Gerinnung hemmt.

2. Veränderungen des Blutflusses: Ein verlangsamter oder stagnierender Blutfluss, wie er beispielsweise bei längerem Sitzen oder Liegen (z.B. bei Flugreisen oder nach Operationen), bei Krampfadern oder Herzinsuffizienz auftritt, fördert die Gerinnung. Der Blutstrom sorgt normalerweise dafür, dass Gerinnungsfaktoren verteilt und somit die Bildung größerer Gerinnsel verhindert wird.

3. Veränderungen der Blutgerinnung: Erhöhte Gerinnungsneigung, beispielsweise durch genetische Disposition (z.B. Faktor-V-Leiden-Mutation), bestimmte Medikamente (z.B. orale Kontrazeptiva), Schwangerschaft, Krebs oder Autoimmunerkrankungen, steigert das Risiko einer Thrombose. Hier liegt das Problem in einem Ungleichgewicht der Gerinnungs- und Gerinnungshemmungsfaktoren im Blut.

4. Exogene Faktoren: Auch äußere Einflüsse wie Operationen, Verletzungen, Infektionen oder ein schwerer Flüssigkeitsmangel können die Thrombosebildung begünstigen. Diese Faktoren können die Gefäßwände schädigen, den Blutfluss verlangsamen oder die Gerinnung direkt beeinflussen.

Arterielle vs. venöse Thrombose: Es ist wichtig zu unterscheiden zwischen arteriellen und venösen Thrombosen. Während venöse Thrombosen (meist in den Beinvenen) oft mit den oben genannten Faktoren in Verbindung stehen, entstehen arterielle Thrombosen (in den Arterien) häufig aufgrund von Atherosklerose (Arterienverkalkung) und führen zu Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Fazit: Obwohl der plötzliche Auftreten einer Thrombose den Eindruck erwecken kann, sie sei “zufällig” entstanden, ist dies selten der Fall. Eine detaillierte Anamnese und entsprechende Untersuchungen sind notwendig, um die zugrundeliegenden Risikofaktoren zu identifizieren und die Behandlung entsprechend anzupassen. Die Kenntnis der Risikofaktoren ist entscheidend für eine gezielte Prävention und die frühzeitige Erkennung dieser potenziell lebensbedrohlichen Erkrankung. Eine gesunde Lebensweise, regelmäßige Bewegung und die Vermeidung von Risikofaktoren können das Risiko deutlich reduzieren.