Ist der GFR-Wert abhängig von der Trinkmenge?

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Eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr verändert zwar die Harnkonzentration und indirekt den glomerulären Filtrationsrate (GFR)-Wert, jedoch bleibt die Kreatinin-Ausscheidung stabil. Die einfache UACR-Bestimmung anhand einer Morgenurinprobe nutzt diese Konstanz und liefert zuverlässige Ergebnisse.
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Der Einfluss der Trinkmenge auf die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) – Ein komplexes Verhältnis

Die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) ist ein wichtiger Parameter zur Beurteilung der Nierenfunktion. Sie beschreibt das Volumen des Primärharns, das pro Zeiteinheit in den Nierenkörperchen gefiltert wird. Die Frage, inwieweit die Trinkmenge die GFR beeinflusst, ist komplex und lässt sich nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten. Eine pauschale Aussage ist irreführend, da der Zusammenhang von verschiedenen Faktoren abhängt.

Eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr führt unzweifelhaft zu einer vermehrten Harnproduktion. Dies liegt daran, dass die erhöhte Blutmenge die Nierenperfusion steigert und somit mehr Blut durch die Glomeruli fließt. Intuitiv könnte man daher annehmen, dass dies auch zu einer erhöhten GFR führt. Tatsächlich zeigt sich kurzfristig eine leichte Steigerung der GFR. Dieser Anstieg ist jedoch primär auf den erhöhten hydrostatischen Druck im Glomerulus zurückzuführen und nicht auf eine intrinsische Veränderung der Nierenfunktion.

Wesentlich entscheidender ist die Beobachtung, dass die Kreatinin-Ausscheidung trotz der veränderten GFR bemerkenswert stabil bleibt. Kreatinin ist ein Abfallprodukt des Muskelstoffwechsels und wird nahezu ausschließlich über die Nieren ausgeschieden. Seine Ausscheidung spiegelt somit die eigentliche Nierenfunktion wider. Die Konstanz der Kreatinin-Ausscheidung unter variierender Trinkmenge unterstreicht, dass die kurzfristige, durch die Flüssigkeitszufuhr induzierte GFR-Änderung nicht die tatsächliche Nierenfunktion widerspiegelt. Der Körper kompensiert die erhöhte Flüssigkeitszufuhr durch eine Anpassung der Tubulusfunktion, wodurch die Kreatinin-Ausscheidung konstant gehalten wird. Die Harnkonzentration verändert sich zwar – sie wird niedriger bei erhöhter Flüssigkeitszufuhr – aber die absolute Kreatininmenge, die ausgeschieden wird, bleibt relativ konstant.

Diese Erkenntnis ist essentiell für die praktische Anwendung. Die einfache Bestimmung des Urin-Albumin-Kreatinin-Verhältnisses (UACR) als Marker für eine Nierenschädigung nutzt genau diese Stabilität der Kreatinin-Ausscheidung. Eine Morgenurinprobe, die unabhängig von der vorherigen Trinkmenge genommen wird, liefert ausreichend zuverlässige Ergebnisse für die UACR-Bestimmung. Dies vereinfacht die Diagnostik erheblich.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Während eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr die GFR kurzfristig beeinflusst, bleibt die Kreatinin-Ausscheidung und damit ein wichtiger Indikator für die eigentliche Nierenfunktion, relativ konstant. Diese Erkenntnis ist wichtig für die Interpretation von Nierenfunktionsparametern und die Durchführung diagnostischer Tests wie der UACR-Bestimmung. Eine Aussage über die tatsächliche Nierenfunktion sollte daher nicht allein auf kurzfristige GFR-Schwankungen aufgrund der Trinkmenge basieren, sondern immer die Kreatinin-Ausscheidung und weitere klinische Parameter berücksichtigen.

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