Bin ich verpflichtet dem Arbeitgeber zu sagen, warum ich krank bin?

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Ihre Diagnose ist Privatsache. Grundsätzlich sind Sie nicht verpflichtet, Ihrem Arbeitgeber den genauen Grund Ihrer Krankschreibung mitzuteilen. Wir empfehlen sogar, die Details Ihrer Erkrankung für sich zu behalten. Konzentrieren Sie sich stattdessen auf die notwendige Genesung, ohne unnötige Informationen preiszugeben.

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Die Krankheit und das Schweigen: Muss ich meinem Chef sagen, warum ich krank bin?

Die Grippe hat mich erwischt, der Rücken schmerzt, oder ein Migräneanfall legt mich flach – wir alle kennen das Gefühl, wenn der Körper streikt und die Arbeit ruhen muss. Neben dem Unbehagen plagt viele Arbeitnehmer jedoch auch die Frage: Muss ich meinem Arbeitgeber überhaupt sagen, warum ich krankgeschrieben bin? Die Antwort ist, wie so oft im Arbeitsrecht, etwas differenzierter, aber im Kern klar: Nein, Sie sind grundsätzlich nicht verpflichtet, Ihrem Arbeitgeber die genaue Diagnose mitzuteilen.

Ihre Gesundheit und die damit verbundenen Details Ihrer Erkrankung fallen unter den Schutz Ihrer Privatsphäre. Das Grundgesetz schützt Ihre Persönlichkeitsrechte, und diese umfassen auch die Information, welche Krankheit Sie gerade plagt. Ihr Arbeitgeber hat kein Recht, in diese höchstpersönliche Sphäre einzudringen.

Was Sie mitteilen müssen:

  • Die Arbeitsunfähigkeit: Sie sind verpflichtet, Ihrem Arbeitgeber unverzüglich mitzuteilen, dass Sie arbeitsunfähig sind. Das bedeutet, dass Sie informieren müssen, dass Sie nicht zur Arbeit erscheinen können.
  • Die voraussichtliche Dauer der Arbeitsunfähigkeit: Sie sollten Ihrem Arbeitgeber mitteilen, wie lange Sie voraussichtlich ausfallen werden. Dies dient der Planungssicherheit im Betrieb.
  • Die Art der Mitteilung: Die Art der Mitteilung ist in der Regel im Arbeitsvertrag oder in Betriebsvereinbarungen geregelt. Oft ist eine telefonische Information ausreichend, gefolgt von einer schriftlichen Krankmeldung.

Was Sie nicht mitteilen müssen:

  • Die genaue Diagnose: Sie müssen Ihrem Arbeitgeber nicht sagen, ob Sie eine Grippe, eine Depression oder eine andere Erkrankung haben.
  • Spezifische Symptome: Details über Ihre Symptome sind ebenfalls Privatsache.
  • Die Behandlung: Informationen über Ihre Behandlungsmethoden oder Medikamente sind für Ihren Arbeitgeber irrelevant.

Warum es klug ist, Details für sich zu behalten:

Obwohl Ehrlichkeit oft als Tugend gilt, kann es im Arbeitsverhältnis ratsam sein, zurückhaltend mit persönlichen Details umzugehen. Warum?

  • Diskriminierung: Auch wenn Ihr Arbeitgeber gutwillig ist, können unbewusste Vorurteile eine Rolle spielen, insbesondere bei psychischen Erkrankungen oder chronischen Leiden.
  • Tratsch: Informationen über Ihre Gesundheit können sich schnell im Betrieb verbreiten und zu ungewollten Spekulationen führen.
  • Veränderung des Arbeitsverhältnisses: Eine detaillierte Schilderung Ihrer Erkrankung könnte unbeabsichtigt den Eindruck erwecken, dass Sie dauerhaft eingeschränkt sind.

Ausnahmen von der Regel:

Es gibt seltene Ausnahmen, in denen die Angabe der Diagnose relevant sein kann:

  • Gesetzliche Meldepflicht: Bei bestimmten anzeigepflichtigen Krankheiten (z.B. Infektionskrankheiten im Lebensmittelbereich) sind Sie verpflichtet, Ihren Arbeitgeber über die Art der Erkrankung zu informieren, da dieser seinerseits meldepflichtig ist.
  • Berufsbedingte Erkrankung: Wenn Ihre Erkrankung mit Ihrer Arbeit in Zusammenhang steht (z.B. eine Allergie gegen bestimmte Stoffe), kann die Angabe relevanter Details notwendig sein, um die Ursache zu beheben und zukünftige Erkrankungen zu vermeiden.
  • Krankengeldanspruch: In manchen Fällen benötigt die Krankenkasse genauere Informationen, die Sie dann jedoch direkt an die Krankenkasse weitergeben.

Fazit:

Konzentrieren Sie sich auf Ihre Genesung und bewahren Sie Ihre Privatsphäre. Informieren Sie Ihren Arbeitgeber über Ihre Arbeitsunfähigkeit und deren voraussichtliche Dauer, aber schweigen Sie über die Details Ihrer Erkrankung. Dies schützt Ihre persönlichen Rechte und vermeidet unnötige Spekulationen. Im Zweifelsfall ist es immer ratsam, sich rechtlichen Rat einzuholen. Denn Ihre Gesundheit ist Ihr höchstes Gut, und der Schutz Ihrer Privatsphäre ein wichtiger Aspekt davon.