Wer bekommt die wenigsten Kinder in Europa?

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Überraschenderweise zeigt Europa ein heterogenes Bild: Während Frankreich mit einer hohen Geburtenrate hervorsticht, verzeichnen andere Mittelmeeranrainerstaaten wie Malta, Spanien, Italien, Griechenland und Zypern besorgniserregend niedrige Fruchtbarkeitswerte. Diese Diskrepanz unterstreicht die komplexen demografischen Herausforderungen, denen sich der Kontinent gegenübersieht.

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Europas demografisches Paradox: Wer bekommt die wenigsten Kinder und warum?

Europa steht vor einem demografischen Wandel, der sich in unterschiedlichen Geburtenraten widerspiegelt. Während einige Länder, wie Frankreich, vergleichsweise stabile oder sogar leicht steigende Geburtenzahlen verzeichnen, sehen sich andere mit einem besorgniserregenden Rückgang konfrontiert. Besonders auffällig ist die Situation in einigen Mittelmeerstaaten. Doch wer genau bekommt in Europa die wenigsten Kinder und welche Faktoren tragen zu diesem komplexen Phänomen bei?

Die traurige Liste: Malta, Spanien, Italien, Griechenland und Zypern

Die Länder, die aktuell die niedrigsten Geburtenraten in Europa aufweisen, sind Malta, Spanien, Italien, Griechenland und Zypern. Diese Staaten, traditionell für ihre Familienorientierung bekannt, sehen sich nun mit historischen Tiefständen konfrontiert. Die Geburtenraten liegen hier deutlich unter dem sogenannten “Bestandserhaltungsniveau” von 2,1 Kindern pro Frau, das notwendig wäre, um die Bevölkerungszahl ohne Zuwanderung stabil zu halten.

Ursachenforschung: Ein komplexes Zusammenspiel von Faktoren

Die Gründe für diese niedrigen Geburtenraten sind vielfältig und komplex. Sie reichen von wirtschaftlichen Unsicherheiten bis hin zu gesellschaftlichen Veränderungen und individuellen Entscheidungen:

  • Wirtschaftliche Unsicherheit: Besonders die Finanzkrise von 2008 und ihre Nachwirkungen haben in vielen südeuropäischen Ländern tiefe Spuren hinterlassen. Hohe Arbeitslosigkeit, insbesondere unter jungen Menschen, und prekäre Beschäftigungsverhältnisse erschweren die Familiengründung. Die Angst vor finanzieller Instabilität lässt viele Paare die Entscheidung für ein Kind hinauszögern oder ganz verwerfen.

  • Späte Familiengründung: Der Trend, dass Frauen später im Leben Kinder bekommen, ist in ganz Europa zu beobachten, aber in den genannten Ländern besonders ausgeprägt. Dies ist oft mit höherer Bildung und dem Wunsch nach beruflicher Selbstverwirklichung verbunden. Spätere Mutterschaft kann jedoch auch die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft verringern.

  • Mangelnde Unterstützung für Familien: Obwohl in vielen europäischen Ländern Familienförderungsmaßnahmen existieren, werden diese oft als unzureichend wahrgenommen. Insbesondere die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stellt in vielen Ländern eine große Herausforderung dar. Fehlende oder teure Kinderbetreuungseinrichtungen sowie unflexible Arbeitszeitmodelle erschweren es Eltern, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.

  • Gesellschaftliche Veränderungen: Die Rolle der Frau hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Frauen sind heute besser ausgebildet und beruflich erfolgreicher als je zuvor. Die Entscheidung für oder gegen Kinder wird zunehmend individueller und weniger von gesellschaftlichen Normen beeinflusst.

  • Demografische Entwicklung: Auch die bereits niedrigen Geburtenraten der Vergangenheit tragen zur aktuellen Situation bei. Weniger junge Menschen bedeuten potenziell weniger Eltern in der Zukunft.

Die Unterschiede zu Frankreich: Ein Vergleich

Frankreich hingegen sticht als positives Beispiel hervor. Das Land profitiert von einer Kombination aus Faktoren, die zu einer vergleichsweise höheren Geburtenrate beitragen:

  • Großzügige Familienförderung: Frankreich verfügt über ein umfassendes System der Familienförderung, das finanzielle Unterstützung, bezahlte Elternzeit und gut ausgebaute Kinderbetreuung umfasst.

  • Hohe Erwerbstätigkeit von Frauen: Die Erwerbstätigkeit von Frauen ist in Frankreich hoch, und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird durch staatliche Maßnahmen aktiv gefördert.

  • Positive Einstellung zu Zuwanderung: Frankreich profitiert auch von einer relativ hohen Zuwanderung, die die Bevölkerungszahl stabilisiert und junge Menschen in den Arbeitsmarkt bringt.

Die Folgen: Eine alternde Gesellschaft

Die niedrigen Geburtenraten in den genannten Ländern haben weitreichende Folgen für die Gesellschaft. Sie führen zu einer alternden Bevölkerung, die den Sozialstaat belastet und das Wirtschaftswachstum bremst. Der Fachkräftemangel wird verschärft, und die Rentensysteme geraten unter Druck.

Fazit: Ein dringender Handlungsbedarf

Die niedrigen Geburtenraten in Malta, Spanien, Italien, Griechenland und Zypern sind ein ernstes Problem, das dringend angegangen werden muss. Es bedarf eines umfassenden Maßnahmenpakets, das wirtschaftliche Anreize schafft, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert, die gesellschaftliche Wertschätzung von Eltern erhöht und die Zuwanderung fördert. Nur so kann Europa den demografischen Herausforderungen begegnen und eine nachhaltige Zukunft gestalten. Die Länder müssen lernen, dass Investitionen in Familien Investitionen in die Zukunft sind. Es geht nicht nur um die Anzahl der Kinder, sondern auch um die Qualität der Lebensbedingungen für zukünftige Generationen.

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