Was macht man mit erfrorenen Weintrieben?

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Frostschäden im Weinberg erfordern schnelles Handeln. Die betroffenen Rebstöcke müssen sorgfältig begutachtet werden und, falls notwendig, eine Rodung angemeldet. Abgestorbene Triebe und Blätter sollten entfernt werden, um einem Befall mit Botrytis vorzubeugen. Bei teilweiser Schädigung entwickeln sich neue Geiztriebe, die das Wachstum des Rebstocks unterstützen.
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Erfrorene Weintriebe: Rettung statt Resignation

Der Frühling kommt, doch die Freude der Winzer kann schnell in Sorge umschlagen: Nach einem Spätfrost hängen oft erfrorene Weintriebe an den Rebstöcken. Die sichtbaren Schäden reichen von leicht verbräunten Blättern bis hin zu komplett schwarzen, glasigen Trieben. Doch heißt das gleich das Aus für den Ertrag? Keineswegs. Schnelles Handeln und das richtige Vorgehen sind entscheidend, um den Schaden zu minimieren und die Erntechancen zu erhalten.

Ersteinschätzung und Meldepflicht:

Zunächst gilt es, den Umfang des Frostschadens genau zu erfassen. Eine gründliche Begutachtung jedes Rebstocks ist unerlässlich. Dabei ist nicht nur der sichtbare Schaden an den Trieben zu prüfen, sondern auch die Knospen genauer zu untersuchen. Sind diese dunkel verfärbt oder vertrocknet, ist ein schwerer Schaden wahrscheinlich. Abhängig vom Ausmaß des Frostschadens und den regionalen Bestimmungen kann eine Rodung der betroffenen Rebstöcke notwendig werden. Diese muss in der Regel bei der zuständigen Behörde gemeldet werden. Informieren Sie sich frühzeitig über die geltenden Regelungen in Ihrem Anbaugebiet.

Sofortmaßnahmen nach dem Frost:

Warten Sie nicht zu lange, um zu handeln! Der Schaden kann sich durch weitere Infektionen noch verschlimmern. Folgende Maßnahmen sind wichtig:

  • Entfernen abgestorbener Pflanzenteile: Abgestorbene Triebe und Blätter sollten umgehend entfernt werden. Dieser Schritt ist essentiell, um einem Befall mit Botrytis cinerea, dem Grauschimmel, vorzubeugen. Dieser Pilz liebt feuchtes, abgestorbenes Pflanzenmaterial und kann sich schnell ausbreiten, wodurch der ganze Rebstock gefährdet wird. Das Schnittgut sollte nicht auf dem Boden liegen bleiben, sondern kompostiert oder fachgerecht entsorgt werden.
  • Vorsichtiger Umgang mit jungen Trieben: Bei teilweiser Schädigung werden sich in den kommenden Wochen neue Geiztriebe aus den schlafenden Augen entwickeln. Diese sind zunächst sehr empfindlich und sollten vor mechanischen Schäden (z.B. durch Bearbeitung des Bodens) geschützt werden. Ein gezielter Rückschnitt auf wenige, kräftige Triebe kann später das Wachstum und die Ertragsbildung unterstützen.
  • Pilzbekämpfung: Prophylaktisch kann eine Behandlung mit geeigneten Fungiziden in Betracht gezogen werden. Hierbei ist eine Beratung durch einen erfahrenen Winzer oder Pflanzenschutzberater ratsam, um das richtige Mittel und den optimalen Zeitpunkt für den Einsatz zu bestimmen. Der Einsatz von Kupferpräparaten sollte aufgrund von Resistenzbildungen und Umweltaspekten kritisch abgewogen werden.
  • Bodenpflege: Eine gute Bodenstruktur und ausreichende Nährstoffversorgung unterstützen die Regenerationsfähigkeit der Rebstöcke. Eine Mulchschicht kann dazu beitragen, die Feuchtigkeit im Boden zu halten und die Temperatur zu regulieren.

Langfristige Perspektive:

Der Umgang mit Frostschäden ist eine Herausforderung für jeden Winzer. Die beschriebenen Maßnahmen können zwar den Schaden minimieren, eine vollständige Ernteausfall ist aber nicht immer zu vermeiden. Die langfristige Strategie sollte auf eine Anpassung an die klimatischen Veränderungen fokussiert sein. Die Wahl frosttoleranter Rebsorten, gezielte Frostschutzmaßnahmen (z.B. Beregnung) und eine vorausschauende Planung sind essentiell, um die Risiken zukünftiger Frostschäden zu reduzieren. Eine gute Zusammenarbeit mit anderen Winzern und der Austausch von Erfahrungen sind ebenfalls von großer Bedeutung.

Dieser Artikel bietet eine allgemeine Übersicht. Die konkreten Maßnahmen hängen stark vom jeweiligen Schadensbild und den lokalen Gegebenheiten ab. Eine individuelle Beratung durch einen Fachmann ist daher dringend empfohlen.