Wo gibt es keine Dämmerung?
Wenn die Dämmerung zur Rarität wird: Leben ohne Zwielicht in den Polarregionen
Die Dämmerung, jene sanfte Übergangszeit zwischen Tag und Nacht (oder umgekehrt), ist für die meisten von uns ein selbstverständlicher Bestandteil des täglichen Lebens. Doch in den Polarregionen, jenseits des nördlichen und südlichen Polarkreises, wird dieses vertraute Zwielicht zu einer saisonalen Rarität. Hier diktiert die Neigung der Erdachse in Verbindung mit der Erdrotation ein einzigartiges Spiel von Licht und Dunkelheit, das die Vorstellung von Dämmerung, wie wir sie kennen, auf den Kopf stellt.
Um zu verstehen, warum in den Polarregionen zu bestimmten Zeiten des Jahres keine Dämmerung herrscht, muss man sich die Geographie und die astronomischen Gegebenheiten vor Augen führen. Der Polarkreis markiert die Grenze, ab der die Sonne während der Sommersonnenwende (um den 21. Juni) mindestens einen Tag lang nicht untergeht und während der Wintersonnenwende (um den 21. Dezember) mindestens einen Tag lang nicht aufgeht. Je näher man den Polen kommt, desto länger dauern diese Perioden ununterbrochenen Tageslichts (Mitternachtssonne) bzw. ununterbrochener Dunkelheit (Polarnacht).
Aber was bedeutet das nun für die Dämmerung? Die Dämmerung entsteht, wenn die Sonne sich knapp unter dem Horizont befindet und ihr indirektes Licht die Atmosphäre erhellt. Es gibt verschiedene Arten von Dämmerung, von der bürgerlichen Dämmerung, in der noch genügend Licht vorhanden ist, um im Freien zu arbeiten, bis zur astronomischen Dämmerung, die nur noch von Astronomen wahrgenommen wird.
In den Polarregionen, während der Zeit der Mitternachtssonne, befindet sich die Sonne durchgehend über dem Horizont. Folglich gibt es keinen Sonnenuntergang und somit auch keine Dämmerung. Stattdessen gleitet die Sonne in einem flachen Bogen über den Himmel, erreicht ihren niedrigsten Punkt und steigt dann wieder auf, ohne jemals unterzugehen. Die Landschaft bleibt in ein helles, fast taghelles Licht getaucht – ein faszinierendes, aber auch ungewohntes Erlebnis.
Umgekehrt, während der Polarnacht, bleibt die Sonne den ganzen Tag unter dem Horizont. Aber bedeutet das, dass es den ganzen Tag über stockdunkel ist? Nicht unbedingt. Je nachdem, wie weit die Sonne unter den Horizont sinkt, kann es Phasen geben, in denen eine Art von Dämmerung auftritt. Diese Dämmerung ist jedoch oft sehr schwach und von kurzer Dauer, besonders in den Regionen nahe des Polarkreises. Je näher man dem Pol kommt, desto länger und intensiver ist die Phase der vollständigen Dunkelheit.
Die Abwesenheit der Dämmerung hat natürlich erhebliche Auswirkungen auf das Leben in den Polarregionen. Pflanzen, Tiere und Menschen müssen sich an diese extremen Bedingungen anpassen. Die langen Perioden von Dunkelheit oder Helligkeit beeinflussen den Biorhythmus, die Jagdgewohnheiten von Tieren und die Lebensweise der indigenen Bevölkerung.
Die Dämmerung, die wir im Rest der Welt so selbstverständlich erleben, wird in den Polarregionen zu einer besonderen Zeit, auf die man hinfiebert und die man bewusst wahrnimmt. Sie markiert den Übergang zwischen extremen Lichtverhältnissen und erinnert daran, dass selbst in den entlegensten Winkeln der Erde die natürlichen Zyklen von Tag und Nacht – wenn auch in einzigartiger Form – ihren Lauf nehmen. Sie macht bewusst, wie die Erdrotation und die Neigung der Erdachse das Leben auf unserem Planeten formen und wie vielfältig die Erfahrungen von Licht und Dunkelheit sein können.
#Ewige Nacht #Ewige Sonne #PolarregionenKommentar zur Antwort:
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