Wird ein Mensch in der Tiefsee zerquetscht?

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Nein, der menschliche Körper wird in der Tiefsee nicht zerquetscht. Das liegt daran, dass der Druck im menschlichen Körper mit dem Druck des umgebenden Wassers ausgeglichen wird. Es ist jedoch möglich, dass ein Mensch aufgrund der extremen Kälte und Dunkelheit in der Tiefsee stirbt.
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Die Tiefsee: Druck, Dunkelheit und der Mythos des Zerquetschtwerdens

Die Tiefsee, ein Reich ewiger Dunkelheit und enormen Drucks, übt seit jeher eine Faszination auf den Menschen aus. Mythen und Legenden ranken sich um diesen geheimnisvollen Ort, der für uns so unzugänglich scheint. Eine der hartnäckigsten Vorstellungen ist die, dass der menschliche Körper in den gewaltigen Tiefen der Ozeane unweigerlich zerquetscht wird. Doch diese Vorstellung ist, entgegen der landläufigen Meinung, falsch.

Der Druck in der Tiefsee ist in der Tat immens. Pro 10 Meter Wassertiefe steigt er um etwa 1 bar. In den tiefsten Gräben, wie dem Marianengraben mit knapp 11.000 Metern Tiefe, herrscht somit ein Druck von über 1.000 bar. Das entspricht dem Gewicht von mehreren Elefanten auf einem einzigen Quadratzentimeter. Wie kann der menschliche Körper diesem enormen Druck standhalten, ohne wie eine leere Getränkedose implodieren zu lassen?

Der Schlüssel zum Verständnis liegt in der Zusammensetzung unseres Körpers. Wir bestehen zu einem Großteil aus Wasser, einer Flüssigkeit, die – im Gegensatz zu Gasen – nahezu inkompressibel ist. Das bedeutet, dass sich das Volumen von Wasser unter Druck kaum verändert. Der Druck in der Tiefsee wirkt zwar von außen auf unseren Körper ein, gleichzeitig herrscht aber auch in unserem Körper ein Druck, der dem Umgebungsdruck entgegenwirkt. Dieser innere Druck entsteht durch die Flüssigkeiten in unseren Zellen und Geweben und gleicht den äußeren Druck aus. Es entsteht ein Druckgleichgewicht.

Anders verhält es sich mit luftgefüllten Hohlräumen in unserem Körper, wie beispielsweise den Lungen. Hier kann der immense Druck der Tiefsee tatsächlich gefährlich werden. Beim Tauchen ohne spezielle Ausrüstung würden die Lungen unter dem steigenden Druck komprimiert werden, was zu schweren Verletzungen führen kann. In speziellen Tauchbooten oder -anzügen wird der Druck im Inneren jedoch künstlich so reguliert, dass er dem Außendruck entspricht und die Lungen geschützt sind.

Trotz der Tatsache, dass der Druck uns nicht zerquetscht, stellt die Tiefsee dennoch eine lebensfeindliche Umgebung für den Menschen dar. Die extreme Kälte, die in den tiefsten Regionen nahe dem Gefrierpunkt liegt, und die absolute Dunkelheit machen ein Überleben ohne technische Hilfsmittel unmöglich. Sauerstoffmangel, die hohe Konzentration an gelösten Gasen im Blut unter hohem Druck (was zur Dekompressionskrankheit führen kann) und der psychische Stress der extremen Umgebung stellen weitere Gefahren dar.

Die Vorstellung des Zerquetschtwerdens in der Tiefsee ist also ein Mythos. Der menschliche Körper ist erstaunlich widerstandsfähig und kann dem enormen Druck standhalten, solange die luftgefüllten Hohlräume geschützt sind. Die wahren Gefahren der Tiefsee liegen in anderen Faktoren begründet: der Kälte, der Dunkelheit, dem Sauerstoffmangel und den Auswirkungen des Drucks auf die Gaslöslichkeit im Blut. Die Erforschung dieser faszinierenden und gleichzeitig gefährlichen Welt erfordert daher hochentwickelte Technologien und ein tiefes Verständnis der physikalischen und biologischen Gesetzmäßigkeiten, die dort unten herrschen. Die Tiefsee mag uns nicht zerquetschen, aber sie fordert unseren Respekt und unsere Vorsicht.