Welche Lichtfarbe hat Tageslicht?

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Das charakteristische, leicht bläuliche Tageslicht, dessen Farbtemperatur je nach Sonnenstand variiert, inspirierte die Bezeichnung „Tageslicht für künstliche Lichtquellen. Die kühlen, energetischen Farbtöne wirken anregend und schaffen eine helle, natürliche Atmosphäre.
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Das Geheimnis des Tageslichts: Mehr als nur Weiß

Tageslicht – wir nehmen es als selbstverständlich hin, dieses unverzichtbare Element unseres Lebens. Doch was genau ist es, diese scheinbar simple “weiße” Beleuchtung, die unsere Welt erhellt? Die Antwort ist komplexer, als man zunächst vermuten mag. Denn das “Weiß” des Tageslichts ist alles andere als einheitlich. Es ist ein dynamischer, sich ständig verändernder Farbton, der von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird und eine weitaus größere Bandbreite an Nuancen umfasst als man gemeinhin annimmt.

Die wahrgenommene Farbe des Tageslichts hängt primär vom Sonnenstand ab. Am Morgen und Abend, wenn die Sonne tief steht, durchdringt das Licht eine dickere Schicht der Erdatmosphäre. Die Luft streut dabei kurzwelliges, blaues Licht stärker als langwelliges, rotes Licht. Das führt zu den charakteristischen warm-gelben bis orangen Tönen des Sonnenaufgangs und -untergangs. Diese Farben haben eine niedrigere Farbtemperatur, gemessen in Kelvin (K). Man spricht hier von warmweißen Lichtquellen.

Mittags hingegen, wenn die Sonne hoch am Himmel steht, ist der Weg des Lichts durch die Atmosphäre kürzer. Die Streuung des blauen Lichts ist geringer, und das Tageslicht erscheint heller und kühler, mit einem leicht bläulichen Stich. Die Farbtemperatur ist hier deutlich höher, im Bereich von 5000K bis 6500K und entspricht einem neutralen bis kaltweißen Licht.

Doch die Farbtemperatur ist nicht der einzige Faktor. Auch die Bewölkung spielt eine entscheidende Rolle. An bewölkten Tagen wird das Sonnenlicht durch die Wolken diffundiert, was zu einem weicherem, diffuserem Licht mit einer geringeren Farbtemperatur führt. Dieses Licht wirkt oft als gleichmäßigeres, weniger intensives “diffuses Weiß”.

Die Variation der Farbtemperatur des Tageslichts hat einen entscheidenden Einfluss auf unser Wohlbefinden. Das kühlere, bläuliche Licht des Mittags wirkt anregend und fördert die Konzentration. Die wärmeren Farben von Morgen und Abend hingegen wirken beruhigender und laden zum Entspannen ein. Diese natürlichen Rhythmen beeinflussen unseren Biorhythmus und die Melatoninproduktion.

Die genaue Beschreibung der “Lichtfarbe” des Tageslichts ist daher keine einfache Angelegenheit. Es ist kein statisches Weiß, sondern ein dynamisches Spektrum an Farbtönen, das sich im Laufe des Tages und je nach Wetterlage kontinuierlich verändert. Die Bemühung, dieses natürliche Licht mit künstlichen Lichtquellen nachzubilden, führt zu der Entwicklung von Leuchtmitteln mit variabler Farbtemperatur, die die natürliche Dynamik des Tageslichts zumindest annähernd reproduzieren sollen. Diese Entwicklung zielt darauf ab, die positiven Auswirkungen des natürlichen Lichts auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden auch in Innenräumen zu gewährleisten.