Was bedeutet gesättigt in Bezug auf Löslichkeit?

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Eine gesättigte Lösung hat ihre maximale Löslichkeit erreicht. Weitere Zugabe des zu lösenden Stoffes führt nicht zu weiterer Auflösung, sondern zu einer sichtbaren Ausfällung – dem Bodensatz. Die Temperatur beeinflusst dabei entscheidend die Löslichkeitsgrenze.
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Gesättigt: Wenn das Lösungsmittel “voll” ist

Der Begriff “gesättigt” im Kontext der Löslichkeit beschreibt einen Zustand, in dem ein Lösungsmittel die maximal mögliche Menge eines Stoffes (des Gelösten) unter gegebenen Bedingungen aufgenommen hat. Vereinfacht gesagt: Das Lösungsmittel ist “voll”. Versucht man, weitere Mengen des Gelösten hinzuzufügen, löst sich dieser nicht mehr auf, sondern bildet einen sichtbaren Bodensatz oder eine separate Phase. Die Lösung befindet sich im Gleichgewicht: Die Geschwindigkeit, mit der sich der Stoff löst, entspricht der Geschwindigkeit, mit der er wieder ausfällt.

Dieser Punkt der maximalen Löslichkeit wird als Sättigungskonzentration bezeichnet und ist stoffspezifisch. Sie gibt an, wie viel Gramm (oder Mol) eines bestimmten Stoffes sich maximal in 100 Gramm (oder 1 Liter) Lösungsmittel lösen.

Die Rolle der Temperatur:

Ein entscheidender Faktor für die Löslichkeit und damit den Sättigungspunkt ist die Temperatur. Bei den meisten Feststoffen steigt die Löslichkeit mit zunehmender Temperatur. Das Lösungsmittel kann bei höheren Temperaturen mehr Teilchen des Gelösten aufnehmen, bevor es gesättigt ist. Stellt man sich das Lösungsmittel als ein Gefäß mit beweglichen Teilchen vor, so erhöht die Temperatur die Bewegung dieser Teilchen und schafft mehr Platz für den zu lösenden Stoff.

Bei Gasen verhält es sich meist umgekehrt: Ihre Löslichkeit sinkt mit steigender Temperatur. Die erhöhte Bewegungsenergie der Gasteilchen führt dazu, dass sie leichter aus der Lösung entweichen.

Übersättigte Lösungen – ein metastabiler Zustand:

Unter bestimmten Bedingungen kann eine Lösung auch mehr vom Gelösten enthalten, als der Sättigungskonzentration entspricht. Diesen Zustand nennt man übersättigt. Übersättigte Lösungen sind jedoch instabil, vergleichbar mit einem Kartenhaus. Schon eine kleine Störung, wie das Einbringen eines Kristallisationskeims oder eine Erschütterung, kann dazu führen, dass der überschüssige Stoff schlagartig ausfällt und die Lösung wieder in den stabilen, gesättigten Zustand übergeht.

Praktische Bedeutung:

Das Verständnis von Sättigung und Löslichkeit ist in vielen Bereichen wichtig, von der Chemie und Pharmazie über die Geologie bis hin zum Kochen. So beeinflusst die Sättigung beispielsweise die Kristallisation von Mineralien, die Wirksamkeit von Medikamenten oder die Zubereitung von gesättigten Zuckerlösungen für Konfekt. Die Kenntnis der Sättigungskonzentration erlaubt präzise Vorhersagen über das Verhalten von Stoffen in Lösungen und ermöglicht die gezielte Steuerung von Prozessen.