Ist man schneller, wenn man gegen die Erdumdrehung fliegt?

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Ein Flugzeug erreicht keine höhere Geschwindigkeit, indem es gegen die Erdrotation fliegt. Die Erdatmosphäre dreht sich mit und beeinflusst die Flugbahn. Das Flugzeug bewegt sich lediglich über der erdnahen Luftschicht.

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Schneller gegen den Drehsinn der Erde? Ein Mythos entlarvt

Immer wieder taucht die Frage auf, ob Flugzeuge schneller sind, wenn sie gegen die Erdrotation fliegen. Die Vorstellung, man könne die Drehbewegung der Erde gewissermaßen “überholen”, klingt verlockend. Doch die Realität sieht anders aus: Ein Flugzeug gewinnt keine Geschwindigkeit, indem es gegen die Erdrotation fliegt. Der Grund dafür liegt in der Atmosphäre.

Die Erde dreht sich zwar mit beachtlicher Geschwindigkeit – am Äquator etwa 1670 km/h – doch die sie umgebende Lufthülle dreht sich zum größten Teil mit. Diese mitrotierende Atmosphäre wirkt wie ein riesiges, unsichtbares Karussell, das Flugzeuge, Vögel und alles andere in der Luft mit sich reißt. Man stelle sich vor, man wirft einen Ball in einem fahrenden Zug: Der Ball bewegt sich nicht langsamer, nur weil er in die entgegengesetzte Fahrtrichtung geworfen wird. Genauso verhält es sich mit einem Flugzeug in der Atmosphäre.

Die Geschwindigkeit eines Flugzeugs wird relativ zur umgebenden Luftmasse gemessen, nicht relativ zum Erdboden. Der sogenannte “Gegenwind” oder “Rückenwind” beeinflusst zwar die Geschwindigkeit in Bezug auf den Boden, entsteht aber durch lokale Windsysteme und Wetterphänomene, nicht durch die Erdrotation selbst. Die Corioliskraft, die durch die Erdrotation entsteht, spielt zwar eine Rolle bei großräumigen Wettermustern und Meeresströmungen, hat aber auf die Geschwindigkeit eines einzelnen Flugzeugs einen vernachlässigbaren Einfluss.

Natürlich gibt es Unterschiede in der Flugzeit je nach Flugrichtung. Diese beruhen jedoch primär auf den Jetstreams, starken Höhenwinden, die meist von West nach Ost wehen. Flüge von West nach Ost profitieren von diesem Rückenwind und sind daher in der Regel schneller, während Flüge in die Gegenrichtung gegen den Jetstream ankämpfen müssen und länger dauern.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Mythos vom Geschwindigkeitsvorteil durch Fliegen gegen die Erdrotation ist widerlegt. Die mitrotierende Atmosphäre sorgt dafür, dass Flugzeuge unabhängig von ihrer Flugrichtung dieselbe Geschwindigkeit relativ zur Luft erreichen. Die tatsächlichen Geschwindigkeitsunterschiede zwischen Ost-West- und West-Ost-Flügen sind auf die Jetstreams und andere meteorologische Faktoren zurückzuführen.

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