Ist der Überschallknall im Flugzeug hörbar?

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Im Cockpit eines Überschallflugzeugs bleibt der ohrenbetäubende Knall aus. Während das Flugzeug die Schallmauer durchbricht, staut sich die Luft davor und bildet einen kegelförmigen Verdichtungsstoß. Dieser wandert seitlich ab und entfaltet seine akustische Wucht erst am Boden, weit entfernt von den Piloten, die in stiller Geschwindigkeit fliegen.

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Der Überschallknall: Im Cockpit still, am Boden laut – ein akustisches Paradox

Der Überschallknall, ein ikonisches Geräusch, das mit der Geschwindigkeit von Flugzeugen über der Schallmauer assoziiert wird, ist ein Phänomen, das weit mehr beinhaltet als nur einen lauten Knall. Die oft geäußerte Annahme, Piloten in Überschallflugzeugen würden diesen Knall selbst miterleben, ist falsch. Die Realität ist deutlich subtiler und basiert auf der komplexen Physik der Schallwellenausbreitung.

Während ein Flugzeug die Schallgeschwindigkeit überschreitet, entsteht kein einziger, plötzlich auftretender Knall im Cockpit. Stattdessen erzeugt das Flugzeug eine kontinuierliche Druckwelle, die sich kegelförmig vom Flugzeug ausbreitet – die sogenannte Mach-Kegel. Diese Druckwelle ist das Ergebnis der Anhäufung von Luftmolekülen vor der Flugzeugnase, die aufgrund der hohen Geschwindigkeit nicht schnell genug ausweichen können. Es bildet sich eine starke Verdichtung, ein Schock, der sich mit Überschallgeschwindigkeit ausbreitet.

Genau hier liegt der Schlüssel zum Verständnis: Der Knall, den wir am Boden wahrnehmen, ist nicht die unmittelbare Folge des Durchbrechens der Schallmauer an sich, sondern die Ankunft dieser eben beschriebenen Druckwelle an der Erdoberfläche. Der Druckanstieg, der den Knall erzeugt, ist ein einmaliges Ereignis, das sich als kurzzeitiger, intensiver Anstieg des Luftdrucks manifestiert. Die Piloten im Cockpit befinden sich innerhalb dieser Druckwelle und erleben daher keinen plötzlichen, starken Druckanstieg. Sie bewegen sich mit der Druckwelle, spüren lediglich einen kontinuierlichen, aber weniger drastischen Druckunterschied.

Man könnte den Effekt mit einem Schiff vergleichen, das sich mit hoher Geschwindigkeit durch das Wasser bewegt. Die Bugwelle des Schiffes ist vergleichbar mit dem Mach-Kegel des Flugzeugs. Ein Beobachter auf dem Schiff spürt den sanften Wellengang, während ein Beobachter am Ufer den deutlich spürbaren Aufprall der Bugwelle wahrnimmt.

Die Intensität des am Boden wahrgenommenen Knalls hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Größe und Form des Flugzeugs, die Flughöhe und die atmosphärischen Bedingungen. Ein größeres Flugzeug erzeugt typischerweise einen lauteren Knall. Mit zunehmender Höhe wird der Knall schwächer, da die Druckwelle sich über eine größere Fläche verteilt.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Überschallknall ist ein faszinierendes Beispiel für die Interaktion zwischen einem schnell bewegenden Objekt und der umgebenden Luft. Für die Piloten im Cockpit bleibt er jedoch ein akustisches Nichts – ein stiller Durchbruch der Schallmauer, während die Erde weit unten von der akustischen Wucht überrascht wird.

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