Haben alle Säugetiere ein Fell?

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Die gleichbleibende Körpertemperatur von Säugetieren, um 37°C, ermöglicht ihnen die Besiedlung vielfältigster Lebensräume – von heißen Wüsten bis zu eisigen Polarregionen. Ein dicker Haarmantel dient dabei als effektive Isolationsschicht und reguliert den Wärmehaushalt. Ausnahmen bestätigen die Regel.
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Die Fellfrage: Nicht alle Säugetiere tragen einen Pelzmantel

Die gleichbleibende Körpertemperatur von Säugetieren, der so genannte Homoiothermie, um die 37°C, ist ein beeindruckendes Merkmal, das ihnen die Eroberung der unterschiedlichsten Lebensräume von tropischen Regenwäldern bis zu den eisigen Polarregionen ermöglicht. Ein wichtiger Faktor, der diese Thermoregulation unterstützt, ist – so die weit verbreitete Annahme – das Fell, ein dicker Haarmantel, der als effektive Isolationsschicht dient und den Wärmehaushalt reguliert. Doch diese Aussage ist, wie so oft, nicht ganz uneingeschränkt richtig. Nicht alle Säugetiere besitzen tatsächlich ein Fell im herkömmlichen Sinne.

Während die meisten Säugetiere ein mehr oder weniger dichtes Haarkleid aufweisen, das sie vor Kälte und Hitze schützt, existieren bemerkenswerte Ausnahmen. Diese Ausnahmen verdeutlichen die Anpassungsfähigkeit von Säugetieren und die Vielfalt ihrer evolutionären Strategien zur Thermoregulation.

Ein prominentes Beispiel sind Waltiere. Während ihre Vorfahren ein Fell besaßen, haben sich Wale im Laufe der Evolution nahezu vollständig ihres Haarkleides entledigt. Anstatt eines Fells besitzen sie eine dicke Speckschicht (Blubber), die als hervorragende Isolationsschicht dient und ihnen das Überleben in den kalten Ozeanen ermöglicht. Vereinzelt finden sich bei Wal-Jungtieren noch feine Haare, die aber schnell ausfallen.

Auch Meeressäugetiere wie Seekühe haben kein Fell im eigentlichen Sinne. Ähnlich wie bei Walen schützt sie eine dicke Fettschicht vor Kälte. Ihrer aquatischen Lebensweise angepasst, ist ein Fell eher hinderlich als hilfreich.

Bei nackten Maulwurf-Arten, wie dem Nacktmull, ist die Fellreduktion ebenfalls auffällig. Ihre unterirdische Lebensweise in konstanten Temperaturbedingungen macht ein dichtes Fell überflüssig. Die Haut ist dünn und faltig, und die Thermoregulation erfolgt auf andere Weise, unter anderem durch enge soziale Interaktionen innerhalb der Kolonie.

Diese Beispiele belegen, dass die Aussage “Alle Säugetiere haben ein Fell” falsch ist. Die Entwicklung eines Fells ist zwar ein wichtiges Merkmal vieler Säugetiere und essentiell für ihre Thermoregulation in vielen Umgebungen, jedoch zeigen die Anpassungen von Walen, Seekühen und Nacktmullen, dass Säugetiere alternative Strategien entwickelt haben, um ihre Körpertemperatur in verschiedenen Lebensräumen effektiv zu regulieren. Die Abwesenheit von Fell muss daher nicht als Mangel interpretiert werden, sondern als erfolgreiche evolutionäre Anpassung an spezifische Umweltbedingungen. Das Prinzip der Thermoregulation bleibt bestehen, nur die Mechanismen variieren.