Wie viel Liter passen in einen Lungenflügel?

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Ein erwachsener Lungenflügel fasst ungefähr 1,6 Liter Luft. Der rechte, etwas größere, teilt sich dieses Volumen mit seinem linken Pendant. Diese Kapazität variiert jedoch je nach Atemzug und individueller Anatomie.

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Die Atemluftkapazität eines Lungenflügels: Mehr als nur 1,6 Liter

Die oft zitierte Zahl von 1,6 Litern Luft pro Lungenflügel ist eine vereinfachte Darstellung der komplexen Lungenmechanik. Während diese Angabe ein grobes Verständnis vermitteln kann, ignoriert sie wichtige Variablen und liefert ein unvollständiges Bild der tatsächlichen Luftmenge, die in einem Lungenflügel Platz findet. Die Aussage, dass ein Lungenflügel “ungefähr 1,6 Liter Luft fasst”, bezieht sich in der Regel auf das Atemzugvolumen (TV) – die Luftmenge, die bei einem normalen Atemzug eingeatmet und wieder ausgeatmet wird. Dieses Volumen beträgt bei Erwachsenen durchschnittlich etwa 0,5 Liter. Da die Lunge aber nicht vollständig entleert wird, und wir Reserven an Atemluft besitzen, ergibt sich ein komplexeres Bild.

Betrachten wir die verschiedenen Lungenvolumina:

  • Atemzugvolumen (TV): Wie bereits erwähnt, ca. 0,5 Liter pro Atemzug.
  • Inspiratorisches Reservevolumen (IRV): Die zusätzliche Luftmenge, die über das normale Atemzugvolumen hinaus eingeatmet werden kann. Dieses Volumen variiert stark, je nach Alter, Geschlecht, Fitnesslevel und allgemeinem Gesundheitszustand.
  • Exspiratorisches Reservevolumen (ERV): Die Luftmenge, die nach einem normalen Ausatmen noch in der Lunge verbleibt und zusätzlich ausgeatmet werden kann. Auch dieses Volumen ist individuell stark schwankend.
  • Residualvolumen (RV): Die Luftmenge, die auch nach maximaler Ausatmung in der Lunge verbleibt. Dieses Volumen dient dem Gasaustausch und ist essentiell für die Aufrechterhaltung des Atemrhythmus.

Die Summe dieser Volumina ergibt die Totalkapazität (TLC) der Lunge, welche deutlich über den 1,6 Litern pro Lungenflügel liegt. Bei einem Erwachsenen kann die TLC zwischen 4 und 6 Litern liegen, verteilt auf beide Lungenflügel. Daher ist die Aussage von 1,6 Litern pro Lungenflügel irreführend, da sie nur einen Teil der tatsächlich verfügbaren Luftmenge repräsentiert. Es handelt sich hierbei um ein durchschnittliches Atemzugvolumen, das sich aus der Gesamtkapazität ergibt, nicht um die Gesamtkapazität eines Lungenflügels.

Die individuelle Anatomie spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Die Größe der Lunge, die Lungenstruktur und die Elastizität des Lungengewebes beeinflussen die tatsächliche Luftmenge, die in einem Lungenflügel Platz findet. Auch Erkrankungen wie Emphysem oder Asthma können die Lungenkapazität erheblich reduzieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Während die Aussage von ca. 1,6 Litern pro Lungenflügel als vereinfachtes Modell für das Atemzugvolumen dienen kann, versteht sie die Komplexität der Lungenfunktion nicht ausreichend. Die tatsächliche Luftmenge, die in einem Lungenflügel Platz findet, hängt von mehreren Faktoren ab und liegt deutlich über diesem Wert, wenn die gesamten Lungenvolumina berücksichtigt werden. Eine präzise Angabe ist daher ohne individuelle Messung nicht möglich.