Soll man Hunde mit rohem Fleisch füttern?

Rohfütterung für Hunde (BARF): Segen oder Fluch? Ein kritischer Blick auf die Vorteile und Risiken

Die Diskussion um die Rohfütterung von Hunden, kurz BARF (Biologisch Artgerechtes Rohes Futter), ist hitzig und polarisierend. Während Befürworter von einem gesünderen, glänzenderen Fell und mehr Energie sprechen, warnen Kritiker vor gesundheitlichen Risiken und ernährungsphysiologischen Defiziten. Dieser Artikel beleuchtet die Argumente beider Seiten und bietet eine nüchterne Einschätzung, ob eine BARF-Ernährung für Ihren Hund tatsächlich geeignet ist.

Die vermeintlichen Vorteile einer Rohfütterung:

• Natürlichkeit: Die Argumentation basiert auf der Annahme, dass Hunde als natürliche Jäger rohes Fleisch benötigen. Diese Vorstellung ist zwar romantisch, jedoch vereinfacht. Die Ernährung der Vorfahren des Haushundes war vielfältiger und umfasste nicht nur rohes Fleisch, sondern auch pflanzliche Bestandteile.
• Verdaulichkeit: Proponenten behaupten, rohes Fleisch sei leichter verdaulich. Dies ist jedoch nicht zweifelsfrei belegt und hängt stark von der individuellen Verträglichkeit des Hundes und der Qualität des Fleisches ab. Eine mangelnde Hygiene bei der Zubereitung kann zu erheblichen Verdauungsproblemen führen.
• Bessere Nährstoffversorgung: Die Hypothese besagt, dass rohes Fleisch mehr Nährstoffe enthalte. Auch hier mangelt es an eindeutigen wissenschaftlichen Beweisen. Eine sorgfältig zusammengestellte BARF-Mahlzeit kann eine ausgewogene Ernährung gewährleisten, benötigt aber fundiertes Wissen und präzise Berechnung der Nährstoffverhältnisse. Ein Mangel an wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen ist durchaus möglich, wenn die Zusammenstellung nicht professionell erfolgt.

Die Risiken und Nachteile der Rohfütterung:

• Gefahr von Bakterien und Parasiten: Rohes Fleisch kann Salmonellen, E. coli, Toxoplasmose und andere gefährliche Bakterien und Parasiten enthalten, die sowohl den Hund als auch den Menschen krank machen können. Eine sorgfältige Hygiene ist essentiell, aber nicht immer ausreichend, um ein Risiko komplett auszuschließen.
• Nährstoffmängel: Eine unausgewogene BARF-Fütterung birgt ein hohes Risiko für Nährstoffdefizite. Die korrekte Berechnung der benötigten Mengen an Proteinen, Fetten, Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralstoffen ist komplex und erfordert Expertise. Fehlberechnungen können zu langfristigen Gesundheitsschäden führen.
• Allergien und Unverträglichkeiten: Nicht alle Hunde vertragen rohes Fleisch gleich gut. Allergien oder Unverträglichkeiten können zu Hautproblemen, Magen-Darm-Beschwerden und anderen Symptomen führen.
• Kostenfaktor: Eine ausgewogene BARF-Ernährung kann deutlich teurer sein als handelsübliches Trocken- oder Nassfutter. Die Beschaffung der einzelnen Komponenten, die Lagerung und die Zubereitung erfordern Zeit und Aufwand.

Fazit:

Die Entscheidung für oder gegen eine Rohfütterung sollte gut überlegt und in enger Absprache mit einem Tierarzt getroffen werden. Eine BARF-Ernährung ist kein Garant für Gesundheit und kann sogar erhebliche Risiken bergen, wenn nicht mit größter Sorgfalt und Fachwissen umgesetzt. Ein Tierarzt kann die individuellen Bedürfnisse des Hundes beurteilen und die Risiken abschätzen. Nur durch eine professionelle Beratung und regelmäßige tierärztliche Kontrollen lässt sich das Risiko minimieren und eine artgerechte und gesunde Ernährung gewährleisten. Alternativ bieten hochwertige, industriell hergestellte Futtermittel eine sichere und ausgewogene Ernährung, die den Bedürfnissen des Hundes entspricht. Die Entscheidung sollte immer im Interesse des Tierwohls getroffen werden.