Hat man im Flugzeug GPS?

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Flugzeuge nutzen zwar GPS, doch die Navigation basiert auf einem komplexen System aus Satellitensignalen, Inertialnavigation und bodengestützten Systemen. Die präzise Positionsbestimmung ist essentiell für die Sicherheit und Effizienz des Fluges, weit über die Möglichkeiten eines einfachen GPS-Geräts hinaus.

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GPS im Flugzeug: Mehr als nur ein Handy-Navi in der Luft

Die Frage, ob Flugzeuge GPS nutzen, lässt sich mit einem klaren “Ja” beantworten. Allerdings wäre die Aussage, dass sie nur GPS nutzen, stark vereinfachend und irreführend. Die Navigation eines modernen Flugzeugs ist ein hochkomplexes System, in dem GPS nur ein, wenn auch wichtiger, Baustein ist. Zu behaupten, ein Flugzeug navigiert allein mit einem vergleichbaren System wie in einem Auto, ist eine grobe Vereinfachung und verkennt die enormen Sicherheitsanforderungen im Luftverkehr.

Im Gegensatz zu einem Handheld-GPS-Gerät, das lediglich die Signale von GPS-Satelliten empfängt und verarbeitet, greifen Flugzeuge auf ein redundantes und vielschichtiges System zurück. Dieses beinhaltet:

  • GPS (Global Positioning System): GPS liefert zwar die grobe Positionsbestimmung, ist aber anfällig für Störungen, beispielsweise durch atmosphärische Einflüsse oder bewusstes Jamming. Deshalb wird es nie als alleinige Navigationsquelle verwendet. Flugzeuge verwenden in der Regel mehrere GPS-Empfänger, um die Genauigkeit und Zuverlässigkeit zu erhöhen.

  • INS (Inertial Navigation System): Das Trägheitsnavigationssystem ist ein unabhängiges System, das Beschleunigung und Drehrate misst, um die Position und Geschwindigkeit des Flugzeugs zu bestimmen. Es benötigt keine externen Signale und ist somit auch bei Ausfall von GPS oder anderen Systemen funktionsfähig, wenngleich die Genauigkeit über längere Zeiträume abnimmt. Die Daten des INS werden regelmäßig mit den GPS-Daten abgeglichen (Kalibrierung).

  • Ground-Based Navigation Systems (Bodenbasierte Navigationssysteme): Diese Systeme wie VOR (VHF Omnidirectional Range), ILS (Instrument Landing System) und DME (Distance Measuring Equipment) unterstützen die Navigation, insbesondere beim An- und Abflug. Sie liefern präzise Informationen über die Position des Flugzeugs in Bezug auf Bodenstationen.

  • RNAV (Area Navigation): Dieses System erlaubt die Navigation entlang von frei definierten Routen, die nicht unbedingt den traditionellen Funkfeuern folgen müssen. Es kombiniert die Daten der verschiedenen Navigationssysteme, um eine optimale und effiziente Flugroute zu ermöglichen.

Die Kombination dieser Systeme sorgt für eine hohe Genauigkeit und Redundanz. Fällt ein System aus, übernehmen die anderen die Navigation, um die Sicherheit zu gewährleisten. Die Pilotin oder der Pilot überwacht die Daten aller Systeme kontinuierlich und greift im Bedarfsfall manuell ein. Die scheinbar einfache Frage nach dem Einsatz von GPS im Flugzeug verdeutlicht somit die komplexe Technik und das hohe Sicherheitsniveau, das für den sicheren Flugverkehr unerlässlich ist. Es ist weit mehr als nur ein “Handy-Navi in der Luft”.