Welcher Bindungstyp geht fremd?
Vermeidend Gebundene fühlen sich in engen Beziehungen unwohl. Diese Bindungsangst kann laut einer Studie der kanadischen Psychologin Geneviève Beaulieu-Pelletier zu erhöhter Untreue führen.
Untreue und Bindungsstile: Warum vermeidend Gebundene eher fremdgehen
Untreue ist ein komplexes Thema, das selten nur auf einen einzigen Faktor zurückzuführen ist. Während gesellschaftliche Normen, individuelle Werte und die jeweilige Beziehungssituation eine Rolle spielen, zeigt sich zunehmend der Einfluss von Bindungsstilen auf die Wahrscheinlichkeit, untreu zu werden. Besonders vermeidend gebundene Personen scheinen ein erhöhtes Risiko zu tragen, wie Studien, unter anderem von Geneviève Beaulieu-Pelletier, nahelegen. Aber warum ist das so?
Der vermeidend-verstrickte Bindungsstil zeichnet sich durch Ambivalenz und innere Konflikte aus. Betroffene sehnen sich nach Nähe und Intimität, fürchten diese aber gleichzeitig. Sie erleben Nähe als bedrohlich für ihre Autonomie und Unabhängigkeit. Diese Ambivalenz führt zu einem paradoxen Verhalten: Einerseits suchen sie nach intensiven Beziehungen, andererseits sabotieren sie diese unbewusst durch Distanzierung und emotionalen Rückzug.
Die Angst vor Nähe und der Verlust der eigenen Identität innerhalb einer engen Partnerschaft kann bei vermeidend Gebundenen zu einem Gefühl der Erstickung führen. Sie reagieren auf den Druck der Intimität oft mit emotionaler Distanzierung, was in der Partnerschaft zu Unzufriedenheit und einem Mangel an emotionaler Erfüllung führen kann. Dieser Mangel wird dann mitunter kompensiert, indem sie sich anderen zuwenden – oftmals flüchtige Affären, die die Sehnsucht nach Nähe befriedigen, ohne die Angst vor Bindung vollständig zu konfrontieren. Die Affäre dient als eine Art “Sicherheitsventil”, um die eigenen Bedürfnisse zu stillen, ohne sich der Verletzlichkeit einer tiefgreifenden Beziehung auszusetzen.
Es ist wichtig zu betonen, dass nicht alle vermeidend Gebundenen fremdgehen. Der Bindungsstil ist nur ein Faktor unter vielen. Weitere Einflussgrößen sind die Qualität der bestehenden Partnerschaft, die Kommunikation innerhalb der Beziehung, der Umgang mit Konflikten und individuelle Charaktereigenschaften. Eine unglückliche Partnerschaft, mangelnde Kommunikation und ungelöste Konflikte erhöhen das Risiko für Untreue unabhängig vom Bindungsstil.
Beaulieu-Pelletiers Forschung liefert wichtige Hinweise, unterstreicht aber auch die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung. Der vermeidend-verstrickte Bindungsstil kann ein Risikofaktor für Untreue sein, er erklärt sie aber nicht allein. Eine umfassende Analyse erfordert die Berücksichtigung der gesamten Beziehungskonstellation und der individuellen Lebensumstände. Paare, die Herausforderungen in ihrer Beziehung bemerken, sollten professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, um diese Konflikte zu bewältigen und ihre Bindungssicherheit zu verbessern. Therapie kann dazu beitragen, die zugrundeliegenden Ängste und Unsicherheiten zu adressieren und gesunde Beziehungsmuster zu entwickeln, die Untreue unwahrscheinlicher machen. Die Fokussierung auf Selbstreflexion und die Entwicklung gesunder Kommunikationsstrategien sind hierbei essentiell.
#Beziehung#Bindungstyp#FremdgehenKommentar zur Antwort:
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