Wann kocht Wasser auf 8000m?

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Auf 8000m Höhe sinkt der Luftdruck erheblich, was den Siedepunkt von Wasser reduziert. Bei diesem Druck kocht Wasser bereits bei etwa 70°C. Die genaue Temperatur variiert leicht mit dem spezifischen Luftdruck an diesem Ort. Diese niedrigere Siedetemperatur erschwert das Kochen von Speisen in großer Höhe erheblich, da weniger Wärmeenergie zur Verfügung steht.
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Kochen am Dach der Welt: Warum Wasser auf 8000 Metern früher kocht und das Kochen zur Herausforderung wird

Die Besteigung eines Achttausenders, eines der vierzehn höchsten Berge der Welt, ist eine immense Herausforderung. Nicht nur die dünne Luft, die extreme Kälte und das unwegsame Gelände fordern den Bergsteigern alles ab, sondern auch scheinbar banale Dinge wie das Kochen von Wasser. Denn auf 8000 Metern Höhe, in der sogenannten Todeszone, herrschen physikalische Bedingungen, die das Zubereiten einer warmen Mahlzeit erheblich erschweren.

Der Grund dafür liegt im stark reduzierten Luftdruck. Je höher man steigt, desto weniger Luftmoleküle lasten auf der Erdoberfläche. Dieser geringere Druck hat einen direkten Einfluss auf den Siedepunkt von Wasser. Vereinfacht gesagt: Wasser kocht, wenn der Dampfdruck des Wassers den Umgebungsdruck erreicht. Auf Meereshöhe, bei einem normalen Luftdruck von etwa 1013 Hektopascal, liegt dieser Punkt bei 100°C.

Doch in 8000 Metern Höhe sinkt der Luftdruck auf etwa ein Drittel des Wertes auf Meereshöhe. Das bedeutet, dass der Dampfdruck des Wassers viel schneller den Umgebungsdruck erreicht, und das Wasser bereits bei einer deutlich niedrigeren Temperatur zu kochen beginnt. Zwar gibt es leichte Variationen je nach exakter Höhe und lokalen Wetterbedingungen, aber im Allgemeinen kann man davon ausgehen, dass Wasser auf 8000 Metern bereits bei etwa 70°C kocht.

Die Konsequenzen für die Zubereitung von Speisen sind gravierend:

  • Längere Kochzeiten: Bei 70°C wird nicht die gleiche Menge an Wärmeenergie in das Essen eingebracht wie bei 100°C. Das bedeutet, dass Gerichte viel länger brauchen, um gar zu werden. Reis, Nudeln oder getrocknetes Gemüse benötigen beispielsweise erheblich längere Kochzeiten, um ausreichend aufzuquellen und verdaulich zu werden.
  • Unvollständiges Garen: Einige Lebensmittel, wie beispielsweise Fleisch, benötigen zum sicheren Verzehr eine bestimmte Kerntemperatur. Diese wird bei einer Siedetemperatur von 70°C möglicherweise nicht erreicht, wodurch das Risiko von Lebensmittelvergiftungen steigt.
  • Eingeschränkte Menüauswahl: Komplexe Gerichte, die eine hohe Hitze oder lange Garzeiten erfordern, sind in dieser Höhe praktisch unmöglich zuzubereiten. Bergsteiger sind daher auf einfache, schnell zubereitbare Mahlzeiten angewiesen, die oft aus dehydrierten oder gefriergetrockneten Lebensmitteln bestehen.
  • Geschmackseinbußen: Viele Aromen entwickeln sich erst bei höheren Temperaturen. Das Kochen bei niedrigeren Temperaturen kann daher zu geschmacklich weniger zufriedenstellenden Mahlzeiten führen, was in der ohnehin schon extremen Umgebung ein weiterer psychologischer Faktor sein kann.

Um diese Herausforderungen zu meistern, greifen Bergsteiger auf verschiedene Strategien zurück:

  • Druckkocher: Obwohl der Luftdruck in der Umgebung gering ist, kann ein Druckkocher den Druck im Inneren erhöhen und somit die Siedetemperatur des Wassers anheben. Dies verkürzt die Kochzeiten und ermöglicht die Zubereitung von etwas komplexeren Gerichten. Allerdings sind Druckkocher schwer und sperrig, was sie zu einer zusätzlichen Last bei der ohnehin schon anstrengenden Expedition macht.
  • Dehydrierte und gefriergetrocknete Lebensmittel: Diese Lebensmittel sind leicht und platzsparend und lassen sich durch die Zugabe von heißem Wasser schnell zubereiten. Sie sind zwar oft nicht besonders schmackhaft, aber sie liefern die notwendige Energie und Nährstoffe.
  • Längere Einweichzeiten: Um die Garzeit zu verkürzen, werden einige Lebensmittel, wie beispielsweise Reis oder Bohnen, vor dem Kochen über längere Zeit in kaltem Wasser eingeweicht.
  • Anpassung der Rezepte: Bergsteiger passen ihre Rezepte an die Gegebenheiten an. Sie verwenden beispielsweise kleinere Mengen Wasser und verlängern die Kochzeiten.

Das Kochen auf 8000 Metern ist also weit mehr als nur ein banaler Vorgang. Es ist eine logistische und physikalische Herausforderung, die die Kreativität und das Improvisationstalent der Bergsteiger fordert. Es verdeutlicht, wie extreme Umweltbedingungen selbst die einfachsten Alltagstätigkeiten verändern können und wie wichtig es ist, sich auf diese Herausforderungen vorzubereiten, um in der Todeszone zu überleben.