Ist destilliertes Wasser gesünder als Leitungswasser?

Destilliertes Wasser vs. Leitungswasser: Ein Mythos der Gesundheit?

Die Frage, ob destilliertes oder Leitungswasser gesünder ist, wird häufig diskutiert. Die Antwort ist jedoch weniger eindeutig, als man vielleicht vermuten könnte, und hängt stark vom individuellen Kontext ab. Beide Wasserarten haben ihre Vor- und Nachteile, und die Behauptung, destilliertes Wasser sei grundsätzlich gesünder, ist irreführend.

Destilliertes Wasser wird durch einen Destillationsprozess gewonnen, der es von nahezu allen Mineralien, Verunreinigungen und organischen Substanzen befreit. Dies resultiert in reinem H₂O, frei von Geschmack und Geruch. Befürworter des destillierten Wassers betonen oft seine Reinheit und die damit verbundene Abwesenheit von potenziell schädlichen Stoffen wie Chlor, Schwermetallen oder Pestiziden, die in manchen Leitungswässern vorkommen können. Sie argumentieren, dass dieser Reinheitsgrad zu einer besseren Hydratation führt, da der Körper keine Energie aufwenden muss, um Mineralien und andere Stoffe zu verarbeiten.

Leitungswasser hingegen enthält in der Regel verschiedene Mineralien, wie Kalzium, Magnesium und Natrium. Diese Mineralien sind essentielle Nährstoffe, die für zahlreiche Körperfunktionen unerlässlich sind. Ein ausgewogener Mineralhaushalt trägt zur Knochengesundheit, zur Muskelkontraktion und zur Regulierung des Blutdrucks bei. Die genaue Mineralzusammensetzung des Leitungswassers variiert jedoch je nach Region und Quelle. Während manche Leitungswässer reich an Mineralien sind, können andere einen Mangel aufweisen oder unerwünschte Stoffe enthalten. Die Wasserqualität wird in der Regel durch regelmäßige Kontrollen überwacht und entspricht strengen Richtlinien.

Trotz der scheinbaren Vorteile des destillierten Wassers bezüglich der Reinheit gibt es keine wissenschaftlichen Beweise, die belegen, dass es gesünder ist als Leitungswasser. Im Gegenteil, der völlige Mangel an Mineralien im destillierten Wasser kann sogar negative Auswirkungen haben. Ein langfristiger Konsum kann zu Mineralstoffmängeln führen, insbesondere bei Menschen mit bereits bestehendem Mangel an Kalzium, Magnesium oder anderen essentiellen Mineralien. Der Körper könnte zwar Mineralien aus der Nahrung aufnehmen, doch eine zusätzliche Versorgung durch das Trinkwasser ist optimal und trägt zur optimalen Versorgung bei.

Die Wahl zwischen destilliertem und Leitungswasser sollte daher auf individuellen Bedürfnissen und der Wasserqualität vor Ort basieren. In Regionen mit stark belastetem Leitungswasser kann destilliertes Wasser eine sinnvolle Alternative darstellen, um Schadstoffe zu vermeiden. In Regionen mit sauberem und mineralreichem Leitungswasser ist dieses jedoch die gesündere und kostengünstigere Wahl. Es ist wichtig, die Wasserqualität seines eigenen Leitungswassers zu kennen und gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen zu treffen, wie z.B. den Einsatz eines Wasserfilters.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Es gibt keinen eindeutigen Sieger im Vergleich zwischen destilliertem und Leitungswasser. Beide Wasserarten können sicher konsumiert werden, jedoch sollte die Entscheidung auf der Grundlage der individuellen Bedürfnisse, der Wasserqualität vor Ort und der Berücksichtigung der potentiellen Mineralstoffversorgung getroffen werden. Eine ausgewogene Ernährung und eine regelmäßige ärztliche Untersuchung tragen zusätzlich zur Gesunderhaltung bei.