Kann man aus allem Schnaps machen?
Das private Schnapsbrennen ist in Deutschland reglementiert. Als Stoffbesitzer darf man jährlich bis zu 50 Liter reinen Alkohol destillieren. Diese Menge ist jedoch steuerpflichtig; Stand 2021 fallen 511 Euro Alkoholsteuer darauf an. Wer mehr brennt, überschreitet die erlaubte Grenze und muss mit Konsequenzen rechnen.
Kann man aus allem Schnaps machen? Ein kritischer Blick auf die Alchemie des Brenners
Die romantische Vorstellung, aus jedem beliebigen Obst, Gemüse oder gar Unkraut einen köstlichen Schnaps destillieren zu können, ist weit verbreitet. Doch die Realität des Schnapsbrennens ist komplexer und hängt von einer Reihe chemischer und physikalischer Faktoren ab, die weit über ein einfaches “hineinschütten und destillieren” hinausgehen. Die Frage, ob man aus allem Schnaps machen kann, lässt sich daher nur mit einem entschiedenen “Nein” beantworten.
Der Prozess der Schnapsherstellung, auch als Destillation bezeichnet, basiert auf der Trennung verschiedener, im Ausgangsmaterial enthaltener, flüchtiger Verbindungen durch Verdampfung und anschließende Kondensation. Hierbei ist die Zusammensetzung des Ausgangsmaterials entscheidend. Obwohl theoretisch jede gärungsfähige Substanz Alkohol produzieren kann, führt dies nicht automatisch zu einem trinkbaren Destillat. Viele Stoffe enthalten unerwünschte Nebenprodukte, die den Geschmack und die Trinkbarkeit des Endprodukts negativ beeinflussen. Diese können giftig sein oder einen unangenehm beißenden oder bitteren Geschmack verursachen.
Ein Beispiel: Während aus Äpfeln, Birnen oder Weintrauben verhältnismäßig leicht qualitativ hochwertige Brände hergestellt werden können, da sie ausreichend Zucker und aromatische Verbindungen enthalten, gestaltet sich die Destillation von beispielsweise Kartoffeln oder Karotten deutlich schwieriger. Diese enthalten zwar Stärke, die durch Gärung in Alkohol umgewandelt werden kann, jedoch fehlt ihnen oft die aromatische Komplexität, die einen guten Schnaps ausmacht. Das Ergebnis könnte ein geschmacklos-neutraler, wenn nicht gar unangenehmer Alkohol sein. Auch die Verwendung von giftigen Pflanzen oder solchen mit hohen Anteilen an unerwünschten chemischen Verbindungen ist strikt zu vermeiden – die Gesundheit des Brennmeisters steht hier an erster Stelle.
Die im Artikel erwähnte legale Grenze von 50 Litern reinem Alkohol pro Jahr für private Destillateure verdeutlicht die regulatorische Sensibilität dieses Bereichs. Diese Regelung zielt nicht nur auf die Steuererhebung ab, sondern auch auf den Schutz der Konsumenten vor potenziell gefährlichen selbst hergestellten Spirituosen. Ein unerfahrener Brenner riskiert ohne ausreichende Kenntnisse der Destillationstechnik und der Analyse des Ausgangsmaterials, ein gefährliches Produkt herzustellen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Während ein breites Spektrum an Ausgangsmaterialien für die Schnapsherstellung verwendet werden kann, ist die Qualität des Endprodukts stark von der Auswahl und Verarbeitung des Materials abhängig. Die Vorstellung, aus allem Schnaps machen zu können, ist eine Vereinfachung, die die Komplexität des Prozesses und die potentiellen Gefahren ignoriert. Erfolgreiches Schnapsbrennen erfordert nicht nur handwerkliches Geschick, sondern auch umfassendes Wissen über die Biochemie der Gärung und Destillation.
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