Wie viele Zwitter gibt es weltweit?

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Schätzungen zufolge werden bis zu 1,7% der Weltbevölkerung mit intersexuellen Merkmalen geboren. Diese Zahl, von den Vereinten Nationen und OII geschätzt, verdeutlicht, dass Intersexualität eine ähnlich verbreitete natürliche Variation darstellt wie beispielsweise rote Haare. Diese Erkenntnis unterstreicht die Notwendigkeit für mehr Aufklärung und Akzeptanz.

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Die globale Prävalenz von Intersex: Zahlen, Fakten und die Herausforderung der Definition

Die Frage nach der Anzahl von Menschen weltweit, die mit intersexuellen Merkmalen geboren werden, ist komplexer als sie auf den ersten Blick erscheint. Eine einfache Zahl, die die “Anzahl der Intersex-Personen” angibt, ist irreführend und unzureichend, da der Begriff “Intersex” selbst ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von Variationen im menschlichen Geschlechtsentwicklungsspektrum ist. Es gibt keine einzige, medizinisch definierte “Intersex-Störung”, sondern eine breite Palette an unterschiedlichen chromosomalen, gonadal- und genitalen Variationen.

Die oft zitierte Zahl von 1,7% der Weltbevölkerung, die mit intersexuellen Merkmalen geboren wird, stammt von Organisationen wie den Vereinten Nationen und der Intersex Society (OII) und basiert auf verschiedenen Studien und Schätzungen. Diese Zahl bezieht sich jedoch nicht auf eine spezifische, einheitlich definierte Gruppe von Menschen. Sie repräsentiert vielmehr das geschätzte Vorkommen von Individuen, die mindestens eine Abweichung von den typischen binären Geschlechtsmerkmalen aufweisen. Diese Abweichungen können von mikroskopisch kleinen Unterschieden bis hin zu deutlich sichtbaren, anatomischen Variationen reichen.

Die Schwierigkeit, eine genaue Zahl zu nennen, liegt also nicht nur in der Herausforderung, globale Daten zu erheben, sondern vor allem in der Definition selbst. Welche Variationen zählen als “intersex”? Welche medizinischen Eingriffe werden in die Zählung einbezogen? Die Definition und damit die Zählung hängen stark von kulturellen und medizinischen Perspektiven ab, die sich im Laufe der Zeit und je nach geographischer Region ändern.

Die 1,7%-Schätzung sollte daher eher als eine Untergrenze interpretiert werden. Es ist wahrscheinlich, dass die tatsächliche Anzahl der Personen mit intersexuellen Merkmalen höher liegt, da viele Variationen unerkannt bleiben oder nicht dokumentiert werden. Zudem werden viele Menschen, die mit intersexuellen Merkmalen geboren werden, nie als “intersex” identifiziert oder bezeichnet.

Die Fokussierung auf eine konkrete Zahl lenkt zudem von der eigentlichen Bedeutung ab: Intersexuelle Menschen sind eine vielfältige Gruppe von Individuen, deren Erfahrungen und Bedürfnisse genauso unterschiedlich sind wie die ihrer Variationen im Geschlechtsentwicklungsspektrum. Die Akzeptanz dieser Diversität und die Bekämpfung von Stigmatisierung und medizinisch-notwendigen Eingriffen, die ohne informierte Zustimmung stattfinden, sollten im Vordergrund stehen, anstatt der Suche nach einer präzisen, aber letztlich irreführenden Zahl. Die Zahl 1,7% soll vielmehr verdeutlichen, wie weit verbreitet diese natürliche Variation ist und wie wichtig es ist, Intersex-Menschen sichtbarer zu machen und ihre Rechte zu schützen.