Wie kann man einem Alkoholiker Grenzen setzen?

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Offene Kommunikation ist entscheidend. Klare, konsequente Grenzen schützen Sie selbst, ohne die Eigenverantwortung des Betroffenen zu übernehmen. Gut gemeinte Hilfe kann ins Leere laufen, wenn sie die Sucht nicht konfrontiert. Ein unterstützender, aber fester Standpunkt ist der Schlüssel.

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Grenzen setzen bei Alkoholismus: Ein Wegweiser für Angehörige

Alkoholismus betrifft nicht nur den Betroffenen, sondern auch sein gesamtes Umfeld. Angehörige leiden oft unter der Sucht eines Familienmitglieds oder Freundes und fühlen sich hilflos. Ein wichtiger Schritt zur eigenen Bewältigung und zum Schutz der eigenen psychischen Gesundheit ist das Setzen klarer Grenzen. Doch wie gelingt das, ohne die Beziehung komplett zu zerstören? Dieser Artikel bietet Orientierung und praktische Tipps.

Die Illusion der Rettung: Viele Angehörige versuchen, den Alkoholiker zu retten, seine Probleme zu lösen oder ihn vor den Konsequenzen seines Trinkverhaltens zu bewahren. Diese gut gemeinte Hilfe ist jedoch meist kontraproduktiv. Sie ermöglicht es dem Betroffenen, die Verantwortung für sein Handeln nicht zu übernehmen und verstärkt den Teufelskreis der Sucht. Die Annahme, man könne den Alkoholiker “retten”, muss aufgegeben werden. Die Heilung liegt in seiner eigenen Hand.

Offene Kommunikation – der erste Schritt: Bevor Grenzen gesetzt werden, ist offene Kommunikation unerlässlich. Dies bedeutet, dem Alkoholiker in einer ruhigen und empathischen, aber dennoch klaren und direkten Weise die Auswirkungen seines Trinkverhaltens auf Sie und Ihre Beziehung mitzuteilen. Vermeiden Sie Vorwürfe und Beschuldigungen; konzentrieren Sie sich stattdessen auf Ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse. Beispielsweise könnten Sie sagen: „Dein Trinken macht mir Angst, ich fühle mich hilflos und verletzt, wenn du betrunken bist.“

Konkrete Grenzen definieren und kommunizieren: Nach der offenen Kommunikation müssen konkrete Grenzen festgelegt werden. Dies sollten klare, schriftliche Regeln sein, die leicht verständlich sind. Beispiele für solche Grenzen könnten sein:

  • Kein Alkohol im gemeinsamen Haushalt: Alkohol darf nicht mehr im Haus aufbewahrt oder konsumiert werden.
  • Keine finanzielle Unterstützung für Alkohol: Es wird kein Geld mehr für Alkohol ausgegeben.
  • Keine Treffen unter Alkoholeinfluss: Gespräche und Treffen finden nur statt, wenn der Betroffene nüchtern ist.
  • Konsequenzen definieren: Welche Konsequenzen folgen, wenn die Grenzen überschritten werden, muss klar kommuniziert werden. Dies könnten zeitlich begrenzte Auszeiten, der Abbruch eines Treffens oder sogar die Beendigung der Beziehung sein.

Konsequenz ist entscheidend: Der wichtigste Punkt beim Setzen von Grenzen ist die Konsequenz. Drohungen ohne Taten sind wirkungslos und schwächen Ihre Position. Sobald eine Grenze überschritten wird, müssen die vereinbarten Konsequenzen konsequent umgesetzt werden – auch wenn dies emotional schwierig ist. Dies ist ein Akt der Selbstachtung und schützt Sie vor weiterer emotionaler Belastung.

Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen: Angehörige sollten sich professionelle Hilfe suchen. Selbsthilfegruppen wie Al-Anon bieten Unterstützung und Austauschmöglichkeiten. Eine Therapie kann Ihnen helfen, mit der Situation umzugehen und Strategien zur Bewältigung zu entwickeln. Es ist wichtig, sich nicht zu isolieren und Hilfe anzunehmen.

Akzeptanz der eigenen Grenzen: Es ist wichtig zu akzeptieren, dass Sie den Alkoholiker nicht zwingen können, sich Hilfe zu suchen oder sein Trinkverhalten zu ändern. Ihre Aufgabe ist es, für sich selbst zu sorgen und gesunde Grenzen zu setzen. Das bedeutet nicht, dass Sie den Betroffenen nicht lieben oder unterstützen; es bedeutet lediglich, dass Sie Ihre eigene Gesundheit und Ihr Wohlbefinden nicht länger aufs Spiel setzen. Die Verantwortung für den Genesungsprozess liegt beim Alkoholiker selbst. Ihre Rolle besteht darin, einen sicheren und unterstützenden Rahmen zu schaffen, solange der Alkoholiker bereit ist, an seiner Genesung zu arbeiten, und dabei Ihre eigenen Grenzen zu wahren.