Welches Hormon fehlt bei Hirsutismus?

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Hirsutismus entsteht oft durch ein hormonelles Ungleichgewicht. Während man von einem fehlenden Hormon spricht, ist es präziser, auf den Überschuss männlicher Hormone wie Testosteron hinzuweisen. Dieser Androgenüberschuss stimuliert das Haarwachstum in Bereichen, die typischerweise Männern vorbehalten sind.

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Hirsutismus: Kein Hormonmangel, sondern ein Androgenüberschuss

Hirsutismus, die vermehrte Körperbehaarung bei Frauen an männlichen Verteilungsmustern, wird oft fälschlicherweise mit einem Mangel an bestimmten Hormonen in Verbindung gebracht. Die Realität ist jedoch komplexer und subtiler: Es handelt sich in den meisten Fällen nicht um ein fehlendes Hormon, sondern um einen Überschuss an Androgenen, insbesondere Testosteron.

Der Begriff „fehlendes Hormon“ im Zusammenhang mit Hirsutismus ist irreführend. Während ein Ungleichgewicht im gesamten Hormonsystem vorliegen kann, ist der entscheidende Faktor die erhöhte Konzentration von zirkulierendem Testosteron und anderen Androgenen. Dieses Hormon bindet an Rezeptoren in den Haarfollikeln und stimuliert so das Wachstum stärkerer und dunklerer Haare an Stellen wie Oberlippe, Kinn, Brust, Rücken und Bauch – Bereiche, die typischerweise bei Frauen nur schwach behaart sind.

Die Ursachen dieses Androgenüberschusses sind vielfältig und reichen von harmlosen, funktionellen Störungen der Eierstöcke (Polyzystisches Ovarsyndrom – PCOS – ist die häufigste Ursache) über angeborene enzymatische Defekte (z.B. 21-Hydroxylase-Defizienz) bis hin zu seltenen Tumoren der Nebennieren oder Eierstöcke, die Androgene produzieren. Auch bestimmte Medikamente können einen Hirsutismus auslösen.

Es ist wichtig zu betonen, dass ein erhöhter Testosteronspiegel nicht immer zu einem klinisch relevanten Hirsutismus führt. Die Empfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber Androgenen spielt eine entscheidende Rolle. Genetische Faktoren beeinflussen diese Empfindlichkeit, weshalb manche Frauen mit leicht erhöhten Testosteronwerten deutlichen Hirsutismus entwickeln, während andere mit deutlich höheren Werten nur minimale Veränderungen bemerken.

Die Diagnose eines Hirsutismus erfordert eine gründliche Anamnese, eine körperliche Untersuchung und laborchemische Tests, um den zugrundeliegenden Androgenüberschuss zu identifizieren und seine Ursache zu klären. Die Behandlung richtet sich dann nach der Ursache und dem Schweregrad des Hirsutismus und kann von der Veränderung des Lebensstils (z.B. Gewichtsreduktion bei PCOS) über hormonelle Therapien bis hin zu kosmetischen Maßnahmen (Enthaarung) reichen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Bei Hirsutismus fehlt kein Hormon im eigentlichen Sinne, sondern es liegt ein Überschuss an Androgenen, vor allem Testosteron, vor. Die Identifizierung der Ursache dieses Überschusses ist entscheidend für eine erfolgreiche Therapie. Eine Selbstdiagnose ist nicht empfehlenswert; Betroffene sollten sich an einen Arzt oder eine Ärztin wenden, um eine umfassende Abklärung und individuelle Behandlung zu erhalten.

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