Welche Personengruppen stürzen am häufigsten?

3 Sicht

Stürze betreffen Frauen überproportional: Sie stürzen häufiger als Männer und erleiden rund 75% aller Hüftfrakturen. Besonders besorgniserregend: Die Hälfte der stürzenden Senioren ist anschließend hilflos und benötigt Unterstützung beim Aufstehen.

Kommentar 0 mag

Stolperfallen des Alters: Wer stürzt am häufigsten und warum?

Stürze sind ein weitverbreitetes Problem, das insbesondere im Alter an Bedeutung gewinnt und gravierende Folgen haben kann. Während die landläufige Vorstellung von einem Sturz oft das Bild eines unsicheren Schrittes auf glatter Eisfläche evoziert, ist die Realität komplexer und die Risikogruppen vielschichtiger. Die Aussage, dass Frauen überproportional häufig betroffen sind und rund 75% aller Hüftfrakturen auf ihr Konto gehen, ist zwar zutreffend, doch sie greift zu kurz. Ein umfassenderes Verständnis der Risikofaktoren ist entscheidend für präventive Maßnahmen.

Altersbedingte Veränderungen: Das Alter an sich ist der wichtigste Risikofaktor. Mit zunehmendem Alter verschlechtern sich Sehfähigkeit, Gleichgewichtssinn und Reaktionsgeschwindigkeit. Muskelschwund (Sarkopenie), Osteoporose (Knochenschwund) und degenerative Veränderungen des Nervensystems erhöhen die Sturzgefahr erheblich. Diese Prozesse betreffen sowohl Männer als auch Frauen, jedoch zeigen sich geschlechtsspezifische Unterschiede in der Ausprägung und den daraus resultierenden Konsequenzen.

Geschlechtsspezifische Unterschiede: Frauen stürzen tatsächlich häufiger als Männer, was jedoch nicht allein mit der höheren Lebenserwartung erklärt werden kann. Hormone spielen eine entscheidende Rolle: Nach den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel, was den Knochenabbau beschleunigt und das Sturzrisiko erhöht. Hinzu kommen oft geringere Muskelmasse und -kraft bei Frauen im Vergleich zu Männern. Die höhere Anfälligkeit für Osteoporose erklärt auch den überproportionalen Anteil von Frauen an Hüftfrakturen, die oft die Folge eines Sturzes sind.

Weitere Risikogruppen: Neben Alter und Geschlecht existieren weitere Risikofaktoren, die das Sturzrisiko deutlich erhöhen. Dazu gehören:

  • Vorerkrankungen: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurologische Erkrankungen (z.B. Parkinson, Schlaganfall), Diabetes mellitus und orthopädische Probleme erhöhen die Sturzgefahr.
  • Medikamente: Viele Medikamente, insbesondere Beruhigungsmittel, Schlafmittel und blutdrucksenkende Präparate, können zu Schwindel, Benommenheit und Gleichgewichtsstörungen führen.
  • Umweltfaktoren: Unfallgefährdende Wohnumgebungen mit Stolperfallen, schlechten Beleuchtungssituationen und mangelnden Haltegriffen tragen maßgeblich zum Sturzrisiko bei.
  • Bewegungsmangel: Mangelnde körperliche Aktivität verstärkt die altersbedingte Abnahme von Muskelkraft und Gleichgewichtssinn.

Die Folgen eines Sturzes: Ein Sturz kann weitreichende Folgen haben, die über oberflächliche Verletzungen hinausgehen. Neben Frakturen, insbesondere Hüftfrakturen, die zu erheblichen Beeinträchtigungen und einer erhöhten Mortalität führen, können Stürze zu Kopfverletzungen, Prellungen, Verletzungen von Muskeln und Gelenken sowie psychischen Problemen wie Sturzangst und Bewegungseinschränkungen führen. Die im einleitenden Absatz erwähnte Hilflosigkeit nach einem Sturz unterstreicht die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen.

Prävention ist Schlüssel: Eine gezielte Sturzprävention ist unerlässlich, um die Lebensqualität älterer Menschen zu erhalten und die Belastung des Gesundheitssystems zu verringern. Diese umfasst regelmäßige Bewegung zur Kräftigung der Muskulatur und Verbesserung des Gleichgewichts, die Anpassung der Wohnumgebung, die Überprüfung der Medikation und eine regelmäßige augenärztliche Untersuchung. Eine ganzheitliche Betrachtung des individuellen Risikoprofils ist essentiell, um effektive und personalisierte Präventionsmaßnahmen zu entwickeln.