Welche Gefäße versorgen das Gehirn?

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Das Gehirn erhält seinen Sauerstoff und Nährstoffe durch zwei wichtige Arterienpaare, die sich zu einem Kreislaufsystem am Hirnstamm vereinen. Die inneren Halsschlagadern und die Wirbelarterien gewährleisten so eine ausreichende Versorgung.

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Das komplexe Gefäßsystem des Gehirns: Ein sicherer Nährstoff- und Sauerstofftransport

Das menschliche Gehirn, ein Organ von höchster Komplexität und Leistungsfähigkeit, ist auf eine konstante und zuverlässige Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen angewiesen. Ein Ausfall dieser Versorgung, selbst für nur wenige Sekunden, kann zu irreparablen Schäden führen. Die Gewährleistung dieser lebensnotwendigen Versorgung übernimmt ein hochentwickeltes und redundantes Gefäßsystem, das sich aus zwei Paaren wichtiger Arterien zusammensetzt: den inneren Halsschlagadern (Arteria carotis interna) und den Wirbelarterien (Arteria vertebralis).

Die inneren Halsschlagadern entspringen den gemeinsamen Halsschlagadern (Arteria carotis communis) und ziehen beidseitig entlang des Halses zum Schädel. Sie teilen sich in zahlreiche kleinere Äste auf, die die vorderen und mittleren Anteile des Gehirns versorgen, darunter die Großhirnhemisphären und wichtige Bereiche des limbischen Systems, das für Emotionen und Gedächtnis essentiell ist. Ein besonders wichtiger Ast ist die Arteria cerebri anterior, welche die medialen Anteile der Frontallappen und Parietallappen versorgt. Die Arteria cerebri media, der größte Ast der A. carotis interna, versorgt die lateralen Anteile der Frontallappen, Parietallappen und Temporallappen sowie Teile des Okzipitallappens.

Die Wirbelarterien, die kleineren Zweige des Gefäßsystems, entspringen den Subclavia-Arterien und ziehen durch die Querfortsätze der Halswirbel zum Hinterkopf. Sie vereinigen sich am Hirnstamm zur Basilarisarterie, die wiederum die hinteren Anteile des Gehirns mit Blut versorgt, inklusive des Kleinhirns, des Hirnstamms und der Okzipitallappen. Die Versorgung des Kleinhirns erfolgt hauptsächlich über die A. cerebelli superior, inferior und die A. cerebelli posterior inferior. Letztere entspringt direkt aus der Wirbelarterie bevor diese sich zur Basilarisarterie vereinigt.

Die Vereinigung der inneren Halsschlagadern und der Basilarisarterie am Hirnstamm bildet den Willis-Kreis (Circulus arteriosus cerebri). Dieser Kreislauf stellt eine wichtige Sicherheitsfunktion dar. Sollte eine der zuführenden Arterien verstopft sein oder anderweitig beeinträchtigt sein, kann der Willis-Kreis die betroffenen Hirnareale über die anderen Gefäße weiterhin mit Blut versorgen, und somit Schäden zumindest teilweise begrenzen. Die Effizienz des Willis-Kreises variiert jedoch stark zwischen Individuen; bei manchen ist er nur schwach ausgebildet oder unvollständig.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Versorgung des Gehirns ein hochkomplexes und redundantes System aus inneren Halsschlagadern und Wirbelarterien darstellt, welches durch den Willis-Kreis vor Unterbrechungen geschützt wird. Das Verständnis dieses Systems ist essentiell für die Diagnose und Behandlung von zerebrovaskulären Erkrankungen wie Schlaganfällen. Die genauen Versorgungsgebiete der einzelnen Arterien sind komplex und können je nach individueller Anatomie variieren.