Welche 4 Typen von Narzissmus gibt es?

9 Sicht

Narzisstische Persönlichkeitsstörungen zeigen sich facettenreich: Von der grandiosen Selbstüberschätzung bis zur verletzlichen Überkompensation reichen die Ausprägungen. Exhibitionismus und ein scheinbar funktionierendes Leben können die tiefen Unsicherheiten maskieren. Die Diagnose erfordert differenzierte Betrachtung.

Kommentar 0 mag

Die vier Gesichter des Narzissmus: Jenseits der Selbstverliebtheit

Narzissmus – oft mit eitler Selbstverliebtheit gleichgesetzt – ist ein komplexes Konstrukt, das weit über oberflächliche Eitelkeit hinausgeht. Die narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS) manifestiert sich in verschiedenen Ausprägungen, die sich in ihren zugrundeliegenden Mechanismen und ihrem Erscheinungsbild deutlich unterscheiden. Anstatt einer einheitlichen Diagnose sprechen Experten mittlerweile von unterschiedlichen Subtypen, die ein differenzierteres Verständnis ermöglichen. Vier dieser Subtypen sollen hier näher beleuchtet werden:

1. Der grandiose Narzisst: Dieser Subtyp entspricht dem gängigen Bild des Narzissten. Im Mittelpunkt steht ein überzogenes Selbstwertgefühl, gepaart mit dem Bedürfnis nach Bewunderung und Anerkennung. Grandiose Narzissten wirken oft charismatisch und selbstbewusst, neigen zu Übertreibungen und prahlen gerne mit ihren (vermeintlichen) Erfolgen. Empathie fehlt ihnen weitgehend, Kritik wird als Angriff gewertet und mit Abwertung oder Wut beantwortet. Hinter der Fassade des Erfolgs verbirgt sich jedoch oft eine fragile Selbststruktur.

2. Der verletzliche Narzisst: Im Gegensatz zum grandiosen Narzissten ist dieser Subtyp durch eine starke innere Unsicherheit und Verletzlichkeit gekennzeichnet. Das übersteigerte Selbstbild dient als Schutzmechanismus gegen verletzende Erfahrungen und Kritik. Verletzliche Narzissten reagieren auf Kritik mit Scham, Rückzug und depressiven Verstimmungen. Sie neigen zu Misstrauen und sozialer Isolation. Äußerlich wirken sie oft schüchtern und zurückhaltend, ihre narzisstischen Züge zeigen sich eher in überzogenen Ansprüchen an ihre Umgebung und in passiv-aggressivem Verhalten.

3. Der maligne Narzisst: Diese Form des Narzissmus gilt als besonders gefährlich. Neben den typischen narzisstischen Merkmalen weisen maligne Narzissten auch antisoziale und paranoide Züge auf. Sie handeln manipulativ und skrupellos, um ihre Ziele zu erreichen und schrecken auch vor Schädigung anderer nicht zurück. Empathie ist vollständig abwesend, stattdessen herrschen Missgunst und Rachsucht.

4. Der Kommunale Narzisst: Dieser Subtyp strebt nach Anerkennung und Bewunderung, indem er sich als besonders hilfsbereit, empathisch und selbstlos inszeniert. Das Engagement für andere dient jedoch primär der eigenen Aufwertung und der Sicherung von Ansehen. Kommunale Narzissten erwarten Dankbarkeit und Bewunderung für ihr Handeln und reagieren mit Enttäuschung und Wut, wenn diese ausbleiben.

Es ist wichtig zu betonen, dass diese vier Subtypen keine absoluten Kategorien darstellen, sondern eher Pole eines Spektrums. In der Praxis treten oft Mischformen auf. Die Diagnose einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung erfordert eine sorgfältige und differenzierte Beurteilung durch einen erfahrenen Psychotherapeuten. Eine vereinfachende Zuschreibung des Labels “Narzisst” ist weder hilfreich noch angebracht.

#Narzissmus #Narzissmus Typen #Persönlichkeitsstörung